"In Zeiten von Datentausch via Internet und Billigflügen ist ein Ort wie Bezau nicht mehr notwendigerweise ein Synonym für Provinz, sondern kann temporär Mittelpunkt eines ganzen Musikkosmos sein", so las man es vor wenigen Tagen in der Süddeutschen Zeitung. Der Satz war auf einen Musiker gemünzt, von dem man im Osten Österreichs noch kaum Kenntnis erlangt hat und der im Westen, genauer in und um Bezau im Bregenzerwald, seit Jahren höchst aktiv ist.

Dort betreibt der Schlagzeuger Alfred Vogel ein Studio und ein Label, und er werkt in einer Reihe sympathisch eigenwilliger Bandprojekte. Er arbeitet etwa mit David Helbock, dem Jazzpianisten-Shootingstar aus dem Ländle, aber auch internationale Kontakte werden gepflegt: zum Berliner Gitarristen John Schröder, mit dem Vogel im Trio "Intensivstation" kollaboriert. Oder zu US-Schlagzeuger-Kollege Billy Martin (von Medeski, Martin & Wood!), mit dem er immer wieder in Duo-Dialoge eintritt.

U. a. letztere zwei Projekte will Alfred Vogel 2012 vorstellen: Pro Quartal soll jeweils ein Band-CD-Debüt veröffentlicht werden. Einen Überblick gibt der kürzlich erschienene Sampler Vogelperspektive Vol. 1 (Boomslang), dessen Inhalt besonders auf jenes Ensemble neugierig macht, das Die glorreichen Sieben heißt, obwohl es ein Quartett ist, und mit dem Vogel dieser Tage unterwegs ist: Mit zwei namhaften Wahl-Berlinern, dem finnischen Gitarristen Kalle Kalima und Schlagzeuger Christian Lillinger sowie dem Zürcher Bassisten Flo Götte werden Titelmelodien aus alten Western-Schinken zwischen Once upon a Time in the West und A Fistfull of Dollars geräuschvoll in freier Improvisation dekonstruiert. Musik aus Bezau eben! (felb/ DER STANDARD, Printausgabe, 14./15.1.2012)