Tunis - Zum ersten Jahrestag der Revolution in Tunesien will Präsident Moncef Marzouki mehr als tausend Gefangene begnadigen. Vor allem alte Menschen und Jugendliche sollen anlässlich des Jahrestages am Samstag aus der Haft entlassen werden, wie das tunesische Justizministerium am Freitag mitteilte. Weitere Häftlinge sollen demnach unter Auflagen freikommen oder von einer Verkürzung ihrer Strafzeit profitieren.

Am Samstag jährt sich erstmals der Sturz des langjährigen Staatschefs Zine al-Abidine Ben Ali. Anlässlich des Jahrestages warb Marzouki in einem Interview mit dem französischen Radiosender France Inter um Geduld, da die tunesische Staatsführung einen regelrechten "Tsunami von Problemen" zu bewältigen habe. Die Tunesier hätten 50 Jahre lang in einer Diktatur gelebt, in der "alle Probleme" beiseite geschoben worden seien. Diese würden nun zutage treten.

Ben Alis libanesischer Anwalt, Akram Asuri, teilte unterdessen mit, der tunesische Ex-Machthaber wolle vor dem UNO-Menschenrechtsausschuss in Genf Beschwerde gegen die neue Führung des Landes einlegen. Die tunesischen Behörden hätten unrechtmäßig den Besitz seines Mandanten beschlagnahmt, darunter auch seine Privatresidenz, hieß es in der Stellungnahme. Die tunesische Übergangsregierung hatte im März per Dekret Ben Alis Besitztümer beschlagnahmt. (APA)