Die Weichen sind gestellt: Peter Rathmayr und Wolfgang Altermann, Geschäftsführer der Krone Multimedia GmbH, starten den Relaunch von krone.at.

Foto: kurt keinrath photography

2012 will die "Krone" verstärkt als Dachmarke in Erscheinung treten. Logischer nächster Schritt zum integrierten Auftritt ist der Relaunch der Website krone.at, der gleichzeitig Startschuss zu einer fundamental differenzierten Arbeitsweise in der Produktentwicklung sein wird.

"Derzeit arbeiten rund 30 Redakteure in unserer Online-Redaktion. Das liegt auch am schwierigen Jahr 2010, in dem die wirtschaftlichen Ziele weit hinter den Erwartungen blieben. 2011 haben wir ein dreistelliges Umsatzwachstum erreicht und werden uns künftig auch personell wieder stärker aufstellen können", beschreibt Peter Rathmayr, Geschäftsführer der Krone Multimedia, die Ausgangssituation für den eingeleiteten Relaunch-Prozess.

Wie die Website letztlich aussehen wird, ist noch nicht entschieden, nur dass eine Modernisierung von Farbe, Schrift und Containerlogik geplant ist. "Wir arbeiten beim Relaunch zum Großteil an Dingen, die der User nicht sieht, aber mittelfristig merkt. Es geht um redaktionelle Workflow-Optimierung, die Dynamisierung von Content, Coding und Werbeplätze. Der grafische Frontend-Programmierungsaufwand macht von den Projektressourcen nur einen kleinen Teil aus", erzählt Rathmayr gegenüber derStandard.at.

Website-Relaunch komplett inhouse

Alle grafischen und technischen Prozesse sowie die Suchmaschinenoptimierung sollen auf Wunsch der Geschäftsführung inhouse abgewickelt werden, einerseits weil der Markt an Frontend und Backend-Programmierern ziemlich ausgedünnt ist, andererseits aufgrund der strukturellen Gewachsenheit der Datenbank und des Redaktionssystems. Der Fokus liegt auf dem besseren Informationsfluss zwischen den Redaktionen. "Online- und Printredakteure sind zwei Welten, die man zusammenbringen muss", bringt Rathmayr die Herausforderung auf den Punkt, "wir wollen unsere Redaktionssysteme so optimieren, dass wir schneller und somit aktueller werden. Es werden im Haus zwei Redaktionssysteme existieren, die über die Schnittstelle eines Contentpools miteinander reden können. Zukünftig sollen mehr Printartikel online erscheinen, aber es gibt noch keine technische Möglichkeit das auf 'Knopfdruck' zu übernehmen, aber dahin geht die Reise."

Mögliche Paywall für krone.at

Für die Zeit nach dem Relaunch wird intern bereits die Paywall-Frage diskutiert, erzählt der Multimedia-Verantwortliche: "Eine Paywall wird nur erfolgreich sein, wenn die digitalen Produkte und der Content harmonisiert sind. Man benötigt eine zentrale User-Datenbank, um intelligente Produkte auf den Markt zu bringen". Als Vorbereitung dafür soll die Community gestärkt und innerhalb der "Krone"-Leserschaft mit einem optimalen Online-Produkt gebunden werden. "Wir haben 800.000 Abonnenten - ein noch nicht gehobener Goldschatz", gibt Rathmayr zu bedenken. Social Media werde dabei als externer Verstärker eingebunden, primäres Ziel wird es aber sein, die geballte Kraft der täglichen Zeitungsleser auf die Website zu übertragen.

Wettbewerbsvorteil krone.tv

Als Wettbewerbsvorteil könnte sich die jahrelange Videoerfahrung mit krone.tv herausstellen. "Bewegtbild ist ein Eisbrecher und kommt gut an", freut sich Rathmayr über den wachsenden Bereich im Multimedia-Unternehmen, "die Konstellation als Print-, Radio- und Onlinemedium gibt uns ein Reichweitenrückgrat. Derzeit arbeiten zwischen sieben und acht Leute in der Webvideo-Produktion. Die Projekte werden aufgrund der hohen Kosten sehr bedarfsorientiert gehandhabt." Neben den Webvideos wurde im August 2011 der Schritt in den TV-Bereich gewagt. Mit dem Partner Spiegel TV werden für Puls 4 Dokumentationen mit fünfzigprozentigem Österreichanteil produziert. "Spiegel stellt uns die Marke und das Archiv zur Verfügung und 'Krone' macht die komplette Produktion. Wir haben fünfzig Prozent Eigendrehanteil, der andere Teil wird über das Archiv gefüttert." 2012 soll die TV-Produktion weiter ausgebaut werden.

Vermarktung bleibt getrennt

Soweit die Annäherung zwischen Print und Digital auch schon gediehen ist, die Vermarktung bleibt auch in Zukunft getrennt. "Es gibt noch keine integrierte Vermarktung. Die 'Kronen Zeitung' wird über Mediaprint vermarktet und die Krone Multimedia vermarktet sich selbst, wir wollen und werden diese Konstellation nicht verändern", bestätigt Rathmayr und rechtfertigt die Praktikablität dieser Lösung: "Seit Monaten werden aber natürlich crossmediale Angebote konzipiert und verkauft. Die Online-Spezialisten beraten Print-Kollegen und trotz getrennter Vertriebsmannschaften treten wir sehr oft beim Kunden gemeinsam auf."

Demokratie-Instrument Webanalyse

Unterstützt von Christoph Dichand, den der Multimedia-Geschäftsführer als großen Befürworter des digitalen Ausbaus beschreibt, wird das Rezept für die webbasierte "Krone-Lösung" im expertimentierfreudigen Zugang der Webanalyse gesucht: "Das Kollektiv der User entscheidet, wie krone.at auszusehen hat. Jede Änderung hat Folgen und mit Webanalyse merkt man auf die Sekunde, ob etwas funktioniert oder nicht. Damit hat man unschlagbare Argumente in der Hand." (Tatjana Rauthl, derStandard.at, 17.1.2012)