Mit dem Carsharing-Wagen auf der Autobahn - Vignette ist inklusive.

Foto: derStandard.at/Blei

Der Hyundai Getz in Erdberg - außen hat er keine Schrammen (sollte vor Fahrtantritt überprüft werden).

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Und auch innen war er in Ordnung (genauer schauen schadet aber nicht).

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Bei jedem Neustart des Wagens muss die Mitgliedskarte an den Checkpoint gehalten werden.

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Nicht immer sind die Öffis in Wien das schnellste und einfachste Verkehrsmittel durch die Stadt. Bei großen und vor allem sperrigen Einkäufen oder bei Terminen, die am Stadtrand liegen, ist es bequemer, hinter dem Lenkrad eines Autos zu sitzen. Um dabei nicht den eigenen Pkw zu nutzen, bietet sich Carsharing als Alternative an. Doch bevor ich ein Dauerabo um 60 Euro (reduzierter Beitrag: 39 Euro) bei Denzel abschließe, wollte ich das Konzept einem Test unterziehen.

25 Euro kostet ein viermonatiges Testabo, bei dem kein Guthaben extra verfügbar ist. Das Online-Anmeldeformular ist zwar schnell ausgefüllt, doch müssen auch etwaige Dokumentenkopien per Post verschickt werden. Meldezettel, Führerschein, Beschäftigungsnachweis und der Originalvertrag inklusive Unterschrift. Die Mitgliederkarte war bereits zwei Tage nach Ausfüllen des Online-Formulars im Postkasten - der Pincode wurde fünf Tage später nachgereicht. Erstes Fazit: Braucht man ganz schnell einen fahrbaren Untersatz, dann sollte man sich einen Mietwagen borgen.

"Problem": Zur Garage mit den Öffis

Die Online-Reservierung eines Fahrzeuges funktioniert dann schneller. In den Mitgliederbereich einloggen, Standort aussuchen, Wagenklasse auswählen und Datum und Dauer der Nutzung eingeben. Mein erstes "Problem": Die nächste Carsharing-Garage befindet sich bei der U-Bahnstation Erdberg und damit etwa 20 Minuten mit den Öffis entfernt.

Ich entschied mich für die Economy Klasse, die im unteren Preissegment liegt und einen Hyundai Getz inkludiert. Kostenpunkt: 2,05 Euro pro Stunde und zusätzlich 0,53 Euro pro gefahrenen Kilometer. Mit der Reservierung wurde eine Wegbeschreibung zu dem Fahrzeug per Mail geschickt. Schnitzeljagd für Erwachsene.

Der Innenraum überraschte

Der Weg war aber dennoch gut beschrieben und das Auto schnell gefunden. Mitgliedskarte an die Windschutzscheibe halten und schon öffnet sich der Wagen. Aufgrund von Erfahrungsberichten im Internet rechnete ich nun mit einem vollgebröselten und mit Rauch verstunkenen Innenraum. Aber ich wurde "enttäuscht": Alles sauber - ein wenig abgesessen, aber sauber. Ich war zufrieden.

Im Handschuhfach fanden sich Schlüssel und Parkkarte, der Tank war nahezu voll. Obwohl sich im Wagen nicht viele technische Extras finden, sollte man sich mit dem Auto vertraut machen. Ich fühlte mich dabei ein wenig wie im Fahrschulauto: Sitz neu einstellen, Spiegel anpassen und nachsehen, wo der Retourgang ist. Macht man mit dem Wagen eine Pause, um etwa einzukaufen, dann reicht es nicht, nur den Schlüssel ins Schloss zu stecken. Man muss sich jedes Mal wieder mit der Mitgliedskarte an der Windschutzscheibe anmelden, sonst beschwert sich der Bordcomputer.

Keine One-Way-Fahrten

Nach drei Stunden und 21 gefahrenen Kilometer brachte ich das Auto zurück an seinen angestammten Parkplatz in Erdberg, eines der Mankos von Carsharing. One-Way-Fahrten sind nicht vorgesehen. Sonst würde man "mit dem Öffentlichen Personennahverkehr konkurrieren" und das wolle man nicht, gab mir die Pressestelle bekannt.

Mein persönliches Fazit: Meine Teststrecke kostete 17,28 Euro. Mit meinem Privat-Pkw hätte ich bei einem Verbrauch von 6,6 Liter/100 km und einem Spritpreis von 1,36 Euro/Liter nur 1,88 Euro für die Strecke bezahlt. Doch bei Carsharing entfallen die Kosten für Reparaturen, Pickerl, Kraftstoff und Vignette. Benötigt man seinen privaten Pkw nur für Kurzstrecken in der Stadt, dann ist Carsharing eine Alternative. Personen, die den Wagen allerdings mehr als 10.000 Kilometer pro Jahr nützen, würden laut Denzel draufzahlen. Ein Test des neuen Anbieters Daimler (car2go) soll in einem der nächsten Blogeinträge behandelt werden. (Bianca Blei, derStandard.at, 17.1.2011)