Moskau - Angesichts zahlreicher geplanter Transporte von Atommüll über Tausende Kilometer durch Russland haben Umweltschützer vor einem "Tschernobyl auf Rädern" gewarnt. Der Staatskonzern Rosatom wolle bis 2025 insgesamt 22.000 Tonnen verbrauchten Atombrennstoff mit Zügen von einem Kernkraftwerk bei St. Petersburg zu einem neuen Lager in Sibirien schicken, teilte die russische Organisation Ecodefense am Montag mit. Die etwa 300 Transporte gefährdeten auch 15 Großstädte entlang der Strecke, darunter Moskau und St. Petersburg. Bisher war das verbrauchte Spaltmaterial stets auf dem Gelände des Atomkraftwerks gelagert worden.

"Die Gefahr des Atommülls, der schlechte Zustand der Gleise und das schlecht ausgerüstete Sicherheitspersonal machen aus den Zügen mit Atommüll geradezu ein "Tschernobyl auf Rädern"", sagte Wladimir Sliwjak von Ecodefense der Mitteilung zufolge. "Wir haben es nicht mit einem einmaligen Export von Atommüll zu tun, sondern mit einem Programm atomarer Transporte, das in den kommenden mehr als zehn Jahren die meisten russischen Gebiete betreffen wird."

Die Organisation rief die Bevölkerung zu Protesten auf. Rosatom hatte das neue Atommülllager in der für die Öffentlichkeit geschlossenen Stadt Schelesnogorsk gut 4.100 Kilometer östlich von Moskau erst vor kurzem fertiggestellt.  (APA)