Bild nicht mehr verfügbar.

Es ist alles so schön positiv hier oder, wie die Beach Boys sangen: Fun fun fun! Das sprachlich Positive überwiegt sicher auch am Strand von Massachusetts.

Foto: AP/Michael Dwyer

Schlägt man eine beliebige Seite eines amerikanischen Magazins auf oder schaltet man sich in irgendeine Talkshow ein, die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass man über das Wort "Fun" stolpert. Nichts scheint so wichtig zu sein wie der Spaß.

Was bloß subjektive Wahrnehmung des Sprachgebrauchs sein mag, wurde nun durch eine empirische Untersuchung des Englischen untermauert. Ein Team von Mathematikern, Physikern und Computerexperten der Universität von Vermont in Burlington analysierte die "Positivität" seiner Muttersprache. Die Forscher maßen das "emotionale Spektrum" aus, um festzustellen, welche Färbung überwiegt.

Dabei gingen sie von der Hypothese aus, dass Sprache ein pro-soziales Bindeglied in einer von eigennützigen Motiven beherrschten Welt ist und dass daher positiv gefärbte Wörter im Alltagsgebrauch überwiegen. Bisherige Untersuchungen, so die Autoren der Studie in der Open-Source-Publikation Public Library of Science, haben unterschiedliche Ergebnisse erbracht. Mit einer großangelegten Durchforstung von Texten wollten sie Klarheit schaffen.

Als Quellen dienten die Archive des Google-Buchprojekts und der New York Times, Twitter-Inhalte und Liedtexte. Die 10.000 häufigsten Wörter wurden an 50 Bewerter verschickt (mithilfe übrigens von Amazons Mechanical Turk, einem Crowdsourcing-Programm, das die Arbeiten vieler Computernutzer koordiniert; benannt wurde der Service nach dem berühmten, angeblich Schach beherrschenden "mechanischen Türken" aus dem 18. Jahrhundert).

Spaßgesellschaft anderswo

Die 500.000 Bewertungen ergaben, dass Wörter mit positiv besetzten Bedeutungen (Liebe, gewinnen, Komödie, Feier etc.) signifikant überwiegen gegenüber dem andere Ende der Skala (Krieg, Krebs, Mord, Terrorist etc.). Die allerhäufigsten Nennungen waren dementsprechend auch viel eher positiver Natur.

Zwischen den vier Textkörpern zeigten sich keine großen Unterschiede in Bezug auf die "Positivität", lediglich spezifische Häufigkeiten waren auszumachen. So war "Bestrafung" als besonders häufiger Begriff lediglich in der von Google archivierten Literatur zu finden, "Regenbogen" und "Küssen" hingegen, wenig überraschend, in den Liedtexten.

Die Auswertung erfolgte rein numerisch, ohne Beachtung des semiotischen Umfelds oder äußerer aktueller Umstände. Wie die Autoren zudem einschränkend feststellen, fehlt der Vergleich mit anderen Sprachen und Kulturen. Liegt es nur an der amerikanischen Kultur, dass das Positive so stark überwiegt? Schließlich hat man auch im deutschsprachigen Raum eine "Spaßgesellschaft" konstatiert. Andererseits gilt Österreich als Hochburg des Grantelns und Miesmachens. Ob der mechanische Türke dies bestätigen würde? (mf, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17. Jänner 2012)