Warschau - Zwei Deutsche haben aufschlussreiche Dokumente über das ehemalige Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau mutmaßlich illegal aus Polen nach Deutschland gebracht. Das Museum auf dem Lagergelände werde noch am Montag Anzeige bei der Staatsanwaltschaft erstatten, sagte Pawel Sawicki von der Presseabteilung des Museums der polnischen Nachrichtenagentur PAP.

Drei Kisten mit Dokumenten aus dem Konzentrationslager wurden vor kurzem in Niederschlesien in der Nähe eines Gebirgspasses in den Sudeten gefunden. "Die Unterlagen können wahrscheinlich dabei helfen, Menschen zu identifizieren, die Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen haben", heißt es in einer Erklärung des Museums. Sie stellten deshalb Beweismaterial in jüngst begonnenen Ermittlungen des "Instituts für das nationale Gedächtnis" (IPN) dar, das nach noch lebenden Mitarbeitern des Lagers sucht. Nach Angaben des öffentlichen polnischen Radios betreffen die Unterlagen in den Kisten nicht Häftlinge, sondern Mitarbeiter in Auschwitz-Birkenau. Es handle sich unter anderem um Wehrpässe und mehr als 100 Personalakten.

Fundort

Über den Vorfall informierte der als Sammler von Utensilien aus der Besatzungszeit bekannte Mieczyslaw Bojko die Medien. Er hatte den Deutschen bei ihrer Suche nach den Kisten geholfen und dafür nach eigenen Angaben 5.000 Euro erhalten. Seine Auftraggeber, die aus dem Schwarzwald stammen sollen, beschäftigen sich offenbar intensiv mit der Geschichte der nationalsozialistischen Besatzung in Polen. Sie hätten präzise Informationen über einen 1945 von den abrückenden Deutschen zugeschütteten Kanal besessen, in dem die Dokumente schließlich aufgefunden wurden.

Hintergrund

Im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau ermordeten die deutschen Besatzer zwischen 1940 und 1945 rund 1,1 Millionen Menschen. Die meisten von ihnen waren jüdische Polen. Die Staatsanwaltschaft des IPN begann im vergangenen Oktober mit erneuten Ermittlungen nach möglicherweise noch lebenden Tätern. Seit 1945 gab es bereits zahlreiche Prozesse gegen ehemalige Lagermitarbeiter. So richtete die kommunistische Volksrepublik Polen unter anderem die ehemaligen KZ-Kommandanten Rudolf Höß und Arthur Liebehenschel hin. In den 1960er und 1970er Jahren fanden die sogenannten Auschwitz-Prozesse in Frankfurt am Main statt. (APA)