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Der britische Finanzminister George Osborne will das Geschäft nach Asien forcieren.
Für zukünftiges Wachstum setzt die britische Koalitionsregierung ganz auf den Handel mit Asien. Auf seiner China-Reise unterzeichnete Schatzkanzler George Osborne am Montag einen Vertrag mit Hongkong, der die City of London zum wichtigsten Offshore-Zentrum für die bisher restriktiv gehandelte chinesische Währung Renminbi machen soll. Er wolle Großbritannien zur "natürlichen Heimat für Investitionen aus Asien" machen, sagte Osborne in Hongkong.
Strenge Kontrollen der kommunistischen Diktatur hatten lang den freien Handel mit der Währung der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt verhindert. Nach vorsichtigen Lockerungen durch die Regierung wurden im ersten Halbjahr 2011 immerhin bereits neun Prozent allen China-Handels in Renminbi abgewickelt. Die Guthaben in Hongkong schnellten binnen zwei Jahren um das Zehnfache auf 627 Milliarden Renminbi (78,2 Mrd. Euro). Von engerer Kooperation mit der früheren Kronkolonie erhofft sich London einen größeren Anteil an Renminbi-Geschäften außerhalb Chinas.
Es handele sich um "eine einmalige Gelegenheit", glaubt Peter Sands, der Chef der Investmentbank Standard Chartered.
Höheres Handelsvolumen
Finanzminister Osborne wertet das Entgegenkommen Chinas als Beweis dafür, dass Großbritanniens Handel nicht unter Premierminister David Camerons Nein zum EU-Fiskalpakt gelitten hat. In der City hatte es nach Camerons Nein auf dem Brüsseler Gipfel im Dezember Befürchtungen gegeben, Investitionen könnten sich von der Insel auf den Kontinent verlagern. Allein durch die neuen Renminbi-Deals, so schätzen Fachleute in der City, könnte das Handelsvolumen im Finanzzentrum um eine Milliarde Pfund ansteigen. Großbanken und internationale Anwaltskanzleien planen den Aufbau kleiner Teams eigens zu diesem Zweck.
Die positiven Aussichten für die Finanzindustrie kontrastieren mit dem düsteren Bild der Realwirtschaft, die sich nach Einschätzung des renommierten Thinktanks Item Club (IC) "in der Rezession" befindet. Zwei Schrumpfquartalen bis März 2012 werde anämisches Wachstum von 0,2 Prozent folgen, glaubt IC-Chefökonom Peter Spencer. "Der Binnenkonsum ist von der hohen Inflation hart betroffen, die Investitionen von Unternehmen liegen auf Eis." Die Arbeitslosigkeit lag zuletzt bei 8,3 Prozent und soll weiter steigen.
Cameron hatte sein Brüsseler Nein unter anderem mit der überragenden Bedeutung der City für die britische Volkswirtschaft begründet. So stemmt sich Großbritannien, darin unterstützt von kleineren EU-Partnern wie Irland und Schweden, auch gegen die Finanz-Transaktionssteuer. Sie soll sozial schädliche Währungs- und Derivatedeals verhindern, zudem mehrere Milliarden in die leeren Staatskassen spülen. 8Sebastian Borger aus London, DER STANDARD, Printaustgabe, 17.1.2012)