Blockflöten nannte man im Ostblock die offiziell nicht kommunistischen, aber völlig regimetreuen Parteien, die in den Parlamenten saßen. Die herrschenden Totalitaristen wollten damit gegenüber den Bürgern wie auch nach außen hin den Anschein von Pluralismus erwecken. Hinter der Inszenierung stand auch so etwas wie Rechtfertigungszwang - und das stillschweigende Eingeständnis, dass parlamentarische Demokratie etwas Gutes sei.

Das ist seit Sonntag der Stand in Kasachstan. Schon vor dem Ende der Sowjetunion herrschte dort als Parteichef Nursultan Nasarbajew. Nach der Unabhängigkeit ersetzte er die kommunistische Ideologie durch eine der nationalen Wiedergeburt. Der Öl- und Gasreichtum halfen ihm bei der Machtabsicherung und waren Hauptursache des sozialen Friedens in dem riesigen zentralasiatischen Steppenland mit seinen dutzenden Ethnien und Religionen.

Mittlerweile funktioniert das immer weniger. Zwischenfälle häufen sich. Bei Terroranschlägen mit ungeklärtem Hintergrund und Protesten von Ölarbeitern für höhere Löhne kamen dutzende Menschen ums Leben. In der Bevölkerung wächst offenbar der Unmut darüber, dass Nasarbajew und sein näheres und weiteres Umfeld den Reichtum unter sich aufteilen und die Korruption blüht.

Das Manöver, mit einer Demokratie-Show Luft abzulassen, ist durchsichtig. Es wird den Druck nicht verringern, solange dessen tiefere Ursachen weiter bestehen. (DER STANDARD, Printausgabe, 17.1.2012)