Wien - Die seit 2007 anhaltende Finanzkrise hat das Ende der derzeit bestehenden Währungen eingeläutet, "in fünf bis zehn Jahren werden wir in einem deutlich veränderten Geldsystem leben". Die Krise werde wahrscheinlich das Ende des bisherigen Weltwährungssystems bringen, erläuterte ein US-Wirtschaftsprofessor am Montag bei einem Vortrag in Wien. Der Euro sei "der zweite Schuh, der fallen wird", meinte Robert Guttmann von der New Yorker Hofstra University. Jede strukturelle Krise des Währungssystems habe bisher einen solchen zweiten Tiefpunkt gekannt.

"Der Euro ist wie ein Zimmer, in dem fünf Bomben liegen. Die Bomben haben unterschiedlich lange Zündschnüre, aber jede einzelne von ihnen brennt bereits." Die zwei gefährlichsten Explosivkörper seien ein "ungeordneter Staatsbankrott Griechenlands" und "sechs, sieben Prozent Zinsen auf italienische und spanische Staatsanleihen, wenn im Lauf des heurigen Jahres kein Mittel dagegen gefunden wird".

Dennoch könne man die Auflösung der Eurozone nicht mit Sicherheit vorhersagen. Auch bedeute ein Ende des europäischen Währungsraums nicht die Rückkehr zu einer Hegemonie der US-amerikanischen Währung. "Ich glaube, dass die Schocks aus dieser Finanzkrise letztlich zu einem Ende des Dollar-Systems führen werden." Über das Ausehen des künftigen Geldsystems wollte Guttmann nicht spekulieren.

Auch ob bzw. wie die internationalen Zentralbanken der ganzen Welt ihre aufgeblähten Bilanzen wieder abschlanken könnten, sei schwer zu sagen. Der Finanzwissenschafter geht davon aus, dass die Zentralbanken auch in der nächsten Zeit "Billionen von toxischen Assets kaufen werden". Guttmann sprach in den Räumlichkeiten der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) auf Einladung der Numismatischen Gesellschaft.(Reuters)