Den österreichischen Hoteliers wachsen die Kosten für die Bewerbung ihrer Häuser über den Kopf. Seit dem Jahr 2000 kletterten die Marketingkosten laut Österreichischer Hotel- und Tourismusbank (ÖHT) um 18 Prozent rasanter als die Inflation. Im international verschärften Wettbewerb um jeden Urlauber, wächst die Marktmacht internationaler Buchungsplattformen wie booking.com und hrs.com. Entsprechend hoch sind die Gebühren, die Hoteliers an die Online-Vermittler zahlen müssen. "Ideal wäre, dass der Gast direkt beim Hotel bucht", sagte der Präsident der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV), Sepp Schellhorn, am Dienstag beim Jahreskongress der Hoteliers in Schladming. "Dafür brauchen wir eine nationale Vertriebslösung."

Die Kosten für den Hotelier liegen hier bei 6 Prozent des Zimmerpreises

Vorbild ist hier die Schweiz. Die Schweizer Hotels sind über myswitzerland.com buchbar. Die Kosten für den Hotelier liegen hier bei 6 Prozent des Zimmerpreises. Eine Direktbuchung beim Hotel kostet im Durchschnitt 2,5 Prozent, über Reise- und Buchungsplattformen sind es rund 13 Prozent.

Mit bis zu 20 Prozent noch teurer kommt die Buchung über Metasuchmaschinen wie trivago, Kayak oder checkfelix.com, die dann via booking.com, hrs, tiscover, expedia oder hotel.de auf das Hotel verlinken. Sogar mehr als 20 Prozent sind für Buchungen über die nationalen Tourismusorganisation, die Landestourismusorganisationen und Tourismusverbände, also die Österreich Werbung, Tirol, Salzburg oder Wien Tourismus zu berappen, über die man dann ebenfalls den Buchungsweg über die genannten Metasuchmaschinen und Buchungsplattformen zum jeweiligen Hotel beschreiten kann.

Die heimische Tourismuswirtschaft braucht laut ÖHV eine österreichweite Vertriebslösung und die Möglichkeit, auf den Websites der Tourismusorganisationen direkt zu buchen. "Wenn die Kosten weiter so steigen wie bisher, werden wir uns das nicht leisten können", so Peer. Außerdem fließen von den Kommissionszahlungen in Höhe von 46 Mio. Euro den Angaben zufolge 37 Millionen ins Ausland.

"Es ist eine Dummheit, wenn ich über Dritte billiger verkaufe - der Bestpreis muss auf der eigenen Website geboten werden"

Im Moment bekommt der Gast das Zimmer über eine große Plattform noch häufig günstiger als direkt beim Anbieter - das muss geändert werden, räumten die beiden ÖHV-Präsidenten Schellhorn und Peter Peer ein. "Es ist eine Dummheit, wenn ich über Dritte billiger verkaufe - der Bestpreis muss auf der eigenen Website geboten werden", mahnte Peer.

Der Trend zum Online-Vertrieb ist indes nicht zu stoppen. In den vergangenen 13 Jahren legte der Anteil der Online-Anfragen laut Schellhorn von 10 auf 77 Prozent zu. 79 Prozent der Urlauber recherchieren vor ihrer Reise im Web, 59 Prozent haben bereits online gebucht und werden auch weiterhin über das Internet buchen, und 37 Prozent berichten auf Bewertungsplattformen über ihren Urlaub.

"Ende 2012 erfolgt jede dritte Hotelbuchung online - in der Stadthotellerie ist dieses Niveau bereits erreicht", so Peer. Die meisten Buchungen bringen derzeit die Reiseplattformen booing.com (57 Prozent), hrs.com (11 Prozent) und feratel.com (9 Prozent).

Derzeit buchen in Österreich beispielsweise nur 20 Prozent direkt beim gewünschten Hotel, obwohl bereits 68 Prozent der Vier- und Fünf-Sterne-Häuser online sofort verfügbar wären, wie aus der Studie "e-Tourismus in Österreich" der IMC Fachhochschule Krems hervorgeht, die im Auftrag des Wirtschaftsministeriums erstellt wurde. 91 Prozent bieten auf ihrer Website zumindest ein Anfragformular an. "Hier ist also noch ein großes Potenzial vorhanden, dass die Betriebe den Direktvertrieb forcieren", betonte FH-Professor und Studienautor Christian Maurer. 2010 belief sich der Aufwand für Marketing und Kommunikation der Hotels in der Spitzenkategorie auf jeweils 89.190 Euro.

Die ÖHV vertritt etwa 1.200 Mitgliedsbetriebe mit rund 152.000 Betten, die rund zwei Drittel der Kapazität in der Vier- und Fünf-Sterne-Superior-Hotellerie stellen. Die Hotels beschäftigen mehr als 40.000 Mitarbeiter. Über alle Kategorien hinweg gibt es landesweit 5.711 Hotelbetriebe. (APA)