Wien - Mit 1. März wird die Qualitätssicherung für die öffentlichen Unis, Fachhochschulen (FH) und Privatunis auf neue Beine gestellt: Ab dann ersetzt die neue "Agentur für Qualitätssicherung und Akkreditierung Austria" (AQA.Austria) die bisher zuständigen Einrichtungen (FH-Rat, Akkreditierungsrat, Qualitätssicherungsagentur AQA). Am Montaghat das 14 Mitglieder umfassende "Board" der AQA.Austria seine Arbeit aufgenommen und Anke Hanft von der Universität Oldenburg (Deutschland) zur Vorsitzenden gewählt, ihr Stellvertreter ist Wolfgang Mazal von der Uni Wien.
Akkreditierung von neuen Studien
Dieses Gremium ist künftig dafür zuständig, neue FHs oder Privatunis bzw. neue Studien dieser Einrichtungen zu akkreditieren und bei bestehenden FH und öffentlichen Unis alle sieben Jahre durch Audits deren interne Qualitätsmanagementsysteme zu überprüfen. Damit leiste das Board "ein gutes Stück Pionierarbeit", so Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP) in einer Aussendung. Die Mehrheit der Board-Mitglieder war dabei bereits in den bisher existierenden Qualitätssicherungsorganisationen in Österreich engagiert.
FHs müssen nicht mehr alle fünf Jahre Reakkreditieren
Die AQA.Austria bringt Neuerungen für alle drei Hochschultypen (die Pädagogische Hochschulen, die im Unterrichtsministerium angesiedelt sind, werden nicht erfasst): Für bestehende FHs fällt die Pflicht weg, alle fünf Jahre um Reakkreditierung anzusuchen. Die Unis müssen sich hingegen zusätzlich zur schon länger verpflichtenden internen Qualitätssicherung von der AQA.Austria dabei auf die Finger schauen lassen - in der Praxis haben das allerdings viele schon bisher freiwillig gemacht. Und für die Privatuniversitäten ist nunmehr genauer festgelegt, welche Voraussetzungen sie für eine Akkreditierung erfüllen müssen. So muss etwa ihr Angebot mindestens zwei Bachelorstudien und ein Masterstudium umfassen.
Im Vorfeld der Nominierung des Boards dürfte es zu Differenzen zwischen den Mitgliedern der aus Hochschul-Interessenvertretungen und Sozialpartnern bestehenden Generalversammlung der AQA.Austria gekommen sein. Sowohl die Privatuniversitäten, als auch Sozialpartner sollen ihre Interessen nicht ausreichend vertreten gesehen haben. Die Unstimmigkeiten waren dabei immerhin so gewichtig, dass der Präsident der Universitätenkonferenz (uniko), Heinrich Schmidinger, beim uniko-Neujahrsempfang alle Beteiligte aufforderte, bei der AQA.Austria "die Sache vor die diversen Interessen" zu stellen.
Unbehagen bei Privatunis
"Für uns ist das Board die Aufsichtsbehörde, die über Sein oder Nichtsein von Privatuniversitäten entscheiden kann. Wir sind also völlig abhängig davon, dass dieses Gremium den Privatuniversitäten gegenüber eine grundlegend positive Haltung einnimmt", begründet Marianne Betz, Vorsitzende der Privatuniversitäten-Konferenz (ÖPUK) ihr Unbehagen. Sie hofft nun, dass "möglichst viele mit einer grundlegend positiven Einstellung und einer sehr guten internationalen Erfahrung in dieses neue Board hineinkommen".
Industriellenvereinigung fordert Nachbesserung
"Der Prozess ist nicht optimal gelaufen", bestätigt man in der Industriellenvereinigung (IV) Probleme in der Entstehungsgeschichte der AQA.Austria. Insgesamt gebe es noch "beachtlichen Handlungsbedarf", wenn den Abnehmern aus der internationalen Wirtschaft verlässliche Standards geboten werden sollen, so Gerhard Riemer von der IV: Das Qualitätssicherungsgesetz für die Hochschulen müsse nachgebessert und die Zusammensetzung der Gremien inhaltlich und strukturell verbessert werden. (APA)