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Der ÖH zufolge sind die Studierenden mit der neuen Studieneingangsphase nicht zufrieden.
Es ist ein Kompromiss. Die Koalition hat sich im Jänner 2011 auf eine "Studieneingangs- und Orientierungsphase" am Anfang des Studiums geeinigt, nachdem die SPÖ der ÖVP-Forderung nach allgemeinen Zugangsbeschränkungen nicht zugestimmt hat. Nun zeigen Erfahrungsberichte von Studierenden, dass dieser Kompromiss zu Frustration und Verunsicherung führt, manche wünschen sich stattdessen eine punktuelle Aufnahmeprüfung. Die Österreichische HochschülerInnenschaft hat Studierende dazu aufgefordert, von ihren Problemen bei der Studieneingangsphase zu berichten. Die Rückmeldungen liegen derStandard.at vor, insgesamt wurden 22 Antworten geschickt.
Das Gesetz schreibt den Universitäten vor, dass die Studieneingangsphase (STEOP) aus zwei Prüfungen bestehen muss und ein Semester lang zu dauern hat. Die Unis müssen zwei Prüfungstermine pro Semester anbieten. Nur wer die Prüfungen besteht, kann sein Studium fortsetzen. Die Autonomie der Universitäten hat nun dazu geführt, dass die STEOP unterschiedlich gehandhabt wird. Während manche Universitäten drei Prüfungsantritte zulassen, bieten die Universität Wien und die Linzer Universität nur zwei Möglichkeiten, die Prüfung zu bestehen. Wer also zweimal durch die geforderten Prüfungen fällt, muss sein Studium aufgeben. Diese Regelung gilt seit dem Wintersemester 2011.
"Damoklesschwert"
Vor allem diese Regelung wird von den Studierenden, die ihre Erfahrungen der ÖH geschickt haben, kritisiert. "Was mich stört, ist das permanente Gefühl sich in einer einsemestrigen Aufnahmeprüfung zu befinden. Das Damoklesschwert über dem Kopf, dass man nach zwei verpatzten Antritten lebenslang gesperrt ist und der psychische Druck, der daraus entsteht", schreibt etwa eine Studentin der Uni Wien und der Wirtschaftsuni in Wien. Die Tatsache, dass stattdessen nicht "gleich vor Semesterstart (meinetwegen via Aufnahmeprüfung) klare, planbare Tatsachen entstehen, ist für mich schlicht unbegreiflich".
Von einigen Studierenden wird die Idee einer Studien- und Orientierungsphase zwar begrüßt, die Umsetzung aber abgelehnt. So sei die STEOP ein "Aussieben, eine Selektion", schreibt eine Lehramt-Studentin der Uni Wien. Multiple-Choice-Prüfungen führen dazu, dass manche "durch Zufall" das richtige ankreuzen und andere, die viel lernen, durchfallen würden, heißt es in einer anderen Stellungnahme: "Ich habe zwar bestanden, aber nur durch gute Ratefähigkeit." So werde den Studenten die Lust am Studieren genommen. Ein persönliches Gespräch zu führen, würde von einer anderen Lehramtsstudentin als sinnvoller empfunden.
Problem für Beihilfenempfänger
Ein weiteres Problem ergibt sich den Rückmeldungen zu folge für Stipendienempfänger. Für ein Stipendium muss eine bestimmte Anzahl an Leistungspunkten (ECTS) absolviert werden. Die Studieneingangsphase ist allerdings Voraussetzung für weitere Studien. Das heißt, dass Studierende, die diese Prüfungen nicht bestehen, keine Punkte bekommen und somit auch ihre Beihilfen verlieren bzw. zurückzahlen müssen. "Ich finde es eine Ungeheuerlichkeit, dass auf das Beihilfensystem bei der Einführung der STEOP nicht geachtet wurde", heißt es in einer Stellungnahme dazu.
Kurze Abstände zwischen Prüfungen
Auch die kurzen Abstände zwischen den Prüfungsantritten werden von den Studierenden kritisiert. "Der zweite Prüfungstermin ist allerdings so knapp nach dem ersten, das es leicht passieren kann, dass man wieder versagt, vor allem wenn man vielleicht noch drei andere Prüfungen zu absolvieren hat", heißt es in einer Antwort.
In beinahe allen Stellungnahmen wird der Druck, der sich während des gesamten Semesters aufbaut, erwähnt. Dies habe auch eine sinkende Motivation zur Folge, vor allem dann, wenn die Inhalte der Vorlesung wenig mit einer ersten Orientierung im Studium zu tun hätten. Die Regierung hat bereits vor dem Start der neuen STEOP angekündigt, sie evaluieren zu wollen. (lis, derStandard.at, 17.1.2012)