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Jördis Steinegger, die bei Olympia 2008 in Peking vier Landesrekorde erzielte und schon fix für London 2012 qualifiziert ist, soll von der Sporthilfe 440 statt 150 Euro im Monat erhalten.
Wien - Markus Rogan ist also doch Weltklasse. Und Dinko Jukic auch. Und alle anderen österreichischen Sportler, die zu den Olympischen Spielen nach London (ab 27. Juli) fahren. Zumindest werden sie, entgegen ersten Plänen, von der Sporthilfe wohl unter "Weltklasse" eingestuft. Sporthilfe-Geschäftsführer Anton Schutti, der sich am Mittwoch mit Vertretern von Fachverbänden (Schwimmen, Leichtathletik, Turnen) traf, sicherte zu, dem Sporthilfe-Vorstand einen dahingehenden Vorschlag zu machen, der bis Ende Jänner abgesegnet sein soll. Die Einstufung jener, die für London qualifiziert sind, gilt rückwirkend ab Jahresbeginn.
Demnach hätten sich die zunächst halbierten Rogan und Jukic (Leistungsklasse: 220 Euro) auch schon wieder zurück-verdoppelt. Wäre Zurückrudern eine olympische Disziplin, könnte sich die Sporthilfe selbst prämieren. Noch mehr als Rogan und Jukic dürfte etwa ihre schwimmende Kollegin Jördis Steinegger profitieren, die ebenfalls das Olympia-A-Limit erbrachte und aus der "Sonderklasse" (150 Euro) in die "Weltklasse" aufsteigen sollte.
Ähnliches gilt für die Turner Fabian Leimlehner und Barbara Gasser sowie für etliche Leichtathleten. Unterschieden wird nur bei jenen, die zwar schon einen Quotenplatz für Österreich holten, aber noch nicht fix damit rechnen können, selbst nach London zu fahren - weil sie ein Teamkollege noch überflügeln könnte. Sie fallen demnächst unter "Leistungsklasse" (220 Euro), was in den allermeisten Fällen aber auch ein Upgrade bedeutet. So verbessert es sich die Speerwerferin Elisabeth Eberl von 75 auf 220 Euro Sporthilfe-Unterstützung. Liegt sie auch am Ende des Qualifikationszeitraums (8. Juli) vor ihrer rekonvaleszenten Kollegin Elisabeth Pauer, erhöht sich ihre Förderung rückwirkend (ab Jahresbeginn) auf 440 Euro.
Unklar ist, wieso die Sporthilfe die Fachverbände mit ihrem ersten, noch dazu unmittelbar vor Weihnachten übermittelten Entwurf vor den Kopf gestoßen hat. Thomas Gangel, Generalsekretär des Schwimmverbands (OSV): "In den Jahren zuvor führten wir Gespräche, und dann wurde eingestuft. Diesmal wurde eingestuft, und erst danach gab's ein Gespräch." Dieses verlief am Mittwoch allerdings "sehr, sehr positiv", wie auch Hannes Gruber bestätigt, der Sportdirektor des Leichtathletik-Verbands (ÖLV). "Die Vorgangsweise ist vernünftig und fair", sagt Gruber, "die Sporthilfe nimmt deutlich mehr Geld in die Hand, als sie ursprünglich wollte." Gangel und Gruber freuen sich auch darüber, dass die Förderrichtlinien der Sporthilfe überarbeitet werden sollen.
Seitens der Sporthilfe wird betont, dass der Umfang der Fördermittel ständig zunehme (2,2 Millionen Euro 2010). Und dass sie kein Geld vom Bund erhalte, sondern sich durch Sponsoren, Partnerschaften, Veranstaltungen (Galanacht des Sports) und Fundraising (Go-for-Gold-Armbänder) finanziere. Hauptsponsor der Sporthilfe sind die Lotterien mit einem jährlichen Betrag von 1,3 bis 1,4 Millionen.
Seit heuer unterstützt die Sporthilfe, deren Präsident, Minister Norbert Darabos, sich aus dem operativen Geschäft heraushält, auch Behindertensportler. Dass sie deshalb in finanzielle Zwänge geriet und partout sparen wollte, wird allerdings bestritten. Schutti will durch zusätzliche Partnerschaften und Initiativen Geld für den Behindertensport aufstellen. (Fritz Neumann; DER STANDARD Printausgabe 18.01.2012)