Wien - Die Arbeiterkammer untersuchte Österreichs Preise für Gas und Strom und befand sie als viel zu hoch. Steigende Großhandelspreise würden sofort an die Konsumenten weiterverrechnet, zum Teil auch über die Maßen. Sinkende jedoch würden nicht oder nur unzureichend in Rechnungen einfließen, sagen Experten der Arbeiterkammer. Dass Energieversorger seit Jänner Ökostrom günstiger beziehen, sei an ihren Kunden nahezu spurlos vorübergegangen. Die prüft Kammer nun Musterklagen.

Wien Energie etwa habe Gas innerhalb eines Jahres um 29 Prozent verteuert, Begas um 24 Prozent und EVN um 21. Dem Markt fehle es an Transparenz und Wettbewerb. Auch langfristige Vergleiche zeigten ein Auseinanderdriften der Großhandels- und Haushaltspreise, so die Kritik. Und das gelte in der Regel auch für Strom.

Die Energiewirtschaft gibt sich empört: Strom und Gas würden in einen Topf geworfen. Ersterer habe sich 2011 nur um durchschnittlich ein Prozent verteuert, heißt es vom Verband Oesterreichs Energie. Das teurere Gas wird auf höhere Ölpreise und Vertragsprobleme mit Russland zurückgeführt.

Überhöhte Preise ortete jüngst auch das Wirtschaftsforschungsinstitut. Es brauche stärkere Missbrauchsaufsicht und mehr Sanktionsmöglichkeiten für die E-Control. Er habe den Verdacht, dass etliche Versorger zu hohe Aufschläge im Haushaltsbereich verrechneten, sagt Regulator Walter Boltz dem Standard. Er kämpft derzeit gerichtlich um den Zugang zu ihren Beschaffungspreisen. (vk, DER STANDARD, Printausgabe, 18.1.2012)