Eine Staatspleite Griechenlands rückt näher. Man muss sich das vorstellen. Das Land ist mit 350 Milliarden Euro verschuldet. Das sind 160 Prozent seiner Wirtschaftsleistung. Durch teils radikale Sparprogramme bricht der Konsum ein. Viele Griechen, die Geld übrig haben, schaffen es ins Ausland. Hinweg mit dem Geld nach Deutschland, in die Schweiz oder Großbritannien, gerne auch an der Steuer vorbei.

Die Griechen haben jedenfalls fleißig an ihrer Demontage gearbeitet. Mangelnder Steuermoral, Beihilfenbetrug und grenzenloser Rüstungsausgaben sei Dank.

Die privaten Reeder finden es normal, dass sie (legal) keine Steuern zahlen, aber die öffentlichen Häfen nutzen. Das zwickt die Selbstständigen, die sich ungerecht behandelt fühlen und am Fiskus vorbei arbeiten. Jeder Dritte von Ihnen erlöste Euro hat keine Steuer gesehen. Der Schwarzverkauf blüht. Menschen kassieren Beihilfen, die Ihnen nicht zustehen. So melden sich viele Gesunde als behindert oder chronisch krank. In Thessaloniki sind sie so zahlreich, dass sich der Vize-Gesundheitsminister schmunzelnd fragt, ob sein Land am Vietnam-Krieg teilgenommen hätte.

Militär ist Sargnagel

Wenn die Menschen nicht an ihr Land glauben, dann ist eine gesunde Rettung unwahrscheinlich. Dem Land geht es ökonomisch bekanntlich grottenschlecht. Und sein Militär, das normalerweise schützen sollte, könnte dabei der Sargnagel sein. Im rhetorischen Dauerkonflikt mit der Türkei gönnt sich Griechenland den - prozentuell gesehen - größten Verteidigungshaushalt der Eurostaaten. 2010 wurden dafür sieben Milliarden Euro ausgegeben - 7.000.000.000 Euro. Griechenland ist nach Portugal der größte Abnehmer deutscher Waffen, hat fast vier Mal so viele Soldaten wie Österreich. Und auch wenn man denkt, das neutrale Österreich sei kein Maßstab: Mit 136.000 Männern und Frauen unter Waffen bringt Griechenland es auf zwei Drittel der deutschen und sogar drei Viertel der italienischen Streitkräfte. Wo bleibt da die Verhältnismäßigkeit? Das Geld hätte man besser investieren können als in Fregatten, Panzer und U-Boote deutschen, französischen oder amerikanischen Ursprungs.

Jetzt scheint der Staatsbankrott unabwendbar. Dass die Griechen durch die Brennlinse Euro an Wettbewerbsfähigkeit verloren haben, ist verständlich. Dass sie wider besseren Wissens deficit spending betrieben haben, nicht. Ein Heer zu stopfen, ohne die Kriegsgeräte im Inland herzustellen, ist ein stupides Wirtschaftsmodell. Für dieses Geld hätte das Nato-Mitglied Griechenland fünfzig Jahre lang Tausende gut bezahlte Friedensbotschafter aussenden können, um mit dem Nato-Mitglied Türkei auf einen grünen Zweig zu kommen.

Ein klügerer Entscheider war aber die EU auch nicht. Zunächst zögert sie endlos lange mit Hilfskrediten, um es dann mit halbherzigen Lösungen zu versuchen. Es wäre nötig gewesen den Schuldenschnitt vor den Hilfskrediten zu fixieren. "Take it or leave it", sagt der Amerikaner. (derStandard.at, 17.1.2012)