Bild nicht mehr verfügbar.

Patriarch Maxim steht nicht auf der Liste der Geheimdienstmitarbeiter und gehört damit zur Minderheit in der orthodoxen Elite.

Foto: Reuters/Nenov

Bild nicht mehr verfügbar.

Unterdessen ist der Kampf um die Nachfolge des greisen Patriarchen längst voll entbrannt.

Foto: AP/Petrov

Sofia - Die große Mehrheit der heutigen Führungselite der bulgarisch-orthodoxen Kirche hat einst für den kommunistischen Geheimdienst gearbeitet. Aus einer am Dienstag veröffentlichten Liste einer Untersuchungskommission geht hervor, dass elf der 15 aktuellen sogenannten Metropoliten der Kirche einst als Spitzel arbeiteten. Die Entdeckung könnte neue Rivalitäten im Ringen um die Nachfolge von Patriarch Maxim entfachen. Das 97-jährige Kirchenoberhaupt selbst steht nicht auf der Liste der Geheimdienst-Spitzel.

Trotz der Enthüllungen werden keine Rücktritte erwartet, sagte der Oberbischof zu Lowetsch, Gawrail, dem Staatsradio in Sofia. Er gehört nicht zu den Ex-Agenten. Mehr als 80 Prozent der Bulgaren gehören der orthodoxen Kirche an. Vor ihrem Sturz Anfang der 90er Jahre kontrollierte und schikanierte die kommunistische Staatsführung die bulgarischen Gläubigen.

Auch Hauptmufti ein Spitzel

Auch in der kleinen Katholischen Gemeinschaft des Balkanlandes hat eines der drei Führungsmitglieder bis zur politischen Wende 1990 mit den damaligen Geheimdiensten zusammengearbeitet. Ex-Spitzel gibt es auch in der Führung der muslimischen Gemeinschaft. Zu ihnen gehört sowohl der jetzige Hauptmufti Alisch Hadschi als auch sein Vorgänger Nedim Gendschew.

Die Kommission untersucht seit 2007 in den Archiven des Geheimdienstes die mögliche Zugehörigkeit von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zur Geheimpolizei. Ihre Veröffentlichungen haben keine juristischen Konsequenzen. 80 Prozent der bulgarischen Staatsbürger sind christlich-orthodox. Rund zehn Prozent sind Muslime türkischer Abstammung. Nur weniger als ein Prozent sind Katholiken. (APA)