Matthias Bernold/Sandra Larriva Henaine: "Revolution 3.0. Die neuen Rebellen und ihre digitalen Waffen." Xanthippe 2011. ISBN 978-3-905795-13-4, 162 Seiten, 19,90 Euro

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Schnelle Kommunikation, Organisation und Umsetzung: Weltweit sind Online-Dienste wie Twitter und Facebook mittlerweile zu wichtigen Instrumenten von Protestbewegungen geworden. Noch bevor der arabische Raum von einer Welle des Widerstands gegen die Machthaber erfasst wurde, begann der österreichische Journalist Matthias Bernold gemeinsam mit Co-Autorin Sandra L. Henaine der Frage nachzugehen, ob "die Existenz von sozialen Online-Netzwerken, die Verbreitung von Mobiltelefonen und der freiere Zugang zum Internet die Menschen zu aktiveren, widerständigeren Bürgern machen". In "Revolution 3.0. Die neuen Rebellen und ihre digitalen Waffen." wurden zehn Aktivisten mit ihren Beweggründen und digitalen Instrumenten porträtiert.

Von Ägypten mit Uni brennt

Die Aktivisten sind über den gesamten Globus verstreut und treten für unterschiedliche Ziele ein: Während die junge Ägypterin Sarrah Abdelrahman mit ihren Videoblogs zur Stärkung der Protestbewegung und dem Sturz des Ex-Präsidenten Hosni Mubarak beitrug, setzte sich der Student Luca Hammer mit einem Live-Stream für die Protestbewegung "Uni brennt" an der Universität Wien ein. Wie andere Porträtierte auch, machten die beiden oftmals Gebrauch von dem Kurznachrichtendienst "Twitter", um über jeweils aktuelle Ereignisse zu informieren.

Anonymous und Wikileaks

Ein anderes Porträt widmet sich einem "Anon", einem (wahrscheinlich) mexikanischen Mitglied des digitalen Netzwerks "Anonymous", der die Möglichkeiten und die Arbeitsweise des Netzwerks erklärte. Bezug wird auch auf bisherige Aktionen von Anonymous genommen - wie beispielsweise die Lahmlegung der Websites von Mastercard und Visa zur Unterstützung der Enthüllungsplattform "Wikileaks" im Dezember 2010. Und ein weiterer Beitrag handelt von Brigitta Jonsdottirs Engagement für einen "Informationsfreihafen" in Island, das durch ein Zusammentreffen mit dem Wikileaks-Gründer Julian Assange seinen Anfang nahm.

Hintergrundinformationen

Insgesamt geben die Beiträge nicht nur Aufschluss über die Aktivisten selbst, sondern liefern auch knapp gehaltene Hintergrundinformationen. Diese beinhalten eine Beschreibung der jeweiligen Initiative und der bisherigen Erfolge, Links zum Nachlesen sowie Erläuterungen zu den politischen Ausgangssituationen in den jeweiligen Ländern. Auch wird man detailreich über die Vorzüge von verschiedenen Online-Diensten wie Youtube oder Twitter informiert.

Spannende Momentaufnahme moderner Protestbewegungen

Das Buch stellt eine durchaus spannende Momentaufnahme von modernen Protestbewegungen dar. Umso verwunderlicher ist ein Beitrag, der so gar nicht in das Buch passen will: Hierbei geht es um den neoliberalen Schweizer Daniel Model, der aus Protest den Staat "Avalon" ausgerufen hat. Im Gegensatz zu den anderen Aktivisten setzt Model sich kaum mit Online-Instrumenten und dem Internet zur Stärkung seiner Initiative auseinander - ein zentraler Ausgangspunkt für das Buch. Model braucht auch gar keine breite Unterstützung, da er über die nötigen finanziellen Mittel verfügt, um seinen elitären "Staat" im Alleingang aufzubauen. (APA)