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Übergewichtig und rauchend am Strand zu sitzen und sich als Pensionistin von UNS den teuren Urlaub zahlen zu lassen ist ziemlich provokant!

Foto: AP Photo/Ronen Zilberman

Australische Airlines haben sich dagegen entschieden, Übergewichtige Passagiere für ihr Übergewicht löhnen zu lassen (-> Artikel).

"WIR wollen keine Dicken" tönt es sofort reflexartig. "Dicke brauchen Platz und verschwenden Treibstoff, außerdem kosten sie den Staat Millionen, die wollen WIR nicht bezahlen. Wie kommen WIR dazu?".

"WIR wollen keine Raucher", tönt es aus der anderen Richtung und schon werden die Raucherwaggons der WestBahn geschlossen. "Raucher verstinken die Hotels, verpesten die Strände und strapazieren das Gesundheitssystem. WIR wollen das nicht zahlen!" Die Antwort darauf kann nur lauten: "Dann wollen WIR aber auch, dass Alkohol verboten wird! Alkohol ist gesundheitsschädlich und kostet uns Unsummen, die WIR nicht zahlen wollen!"

"Risikobereite Abenteuerurlauber wollen WIR nicht! Ihre Unfallanfälligkeit ist viel zu hoch, das belastet das Gesundheitssystem und das wollen WIR nicht bezahlen!"

"WIR wollen nicht, dass unser Steuergeld für Idioten verschwendet wird, die sich in Regionen begeben, in denen die Gefahr besteht, dass sie überfallen oder entführt werden. UNSER Geld wollen wir für die Rettung solcher Leute nicht hergeben!"

"WIR wollen keine Kinder im Flieger und auch keine am Pool! Kinder sind laut, schreien und weinen, Kinder sind lästig, Kinder pinkeln ins Wasser. WIR wollen unseren teuer verdienten Urlaub in Ruhe genießen".

"WIR wollen aber auch keine Schwulen im Hotel. Der Anblick sich küssender Männer oder schmusender Frauen verdirbt uns den Urlaub. Dafür ist uns unser sauer verdientes Geld zu schade!"

WIR. Das sind die, die gerade nicht am Pranger stehen. Aber: irgendwann erwischt es jeden, denn (fast) jeder fällt irgendwann einmal aus der Norm. Woher die Klagen über die zunehmende Überwachung der Bürger und die Rufe nach mehr Freiheit kommen ist eigentlich unverständlich. Freiheit erfordert nämlich zu allererst einmal eine gute Portion Toleranz. (Mirjam Harmtodt/derStandard.at/18.01.2012)