Paris - In Paris hat am Mittwoch der Krisengipfel zur Wettbewerbsfähigkeit der französischen Wirtschaft begonnen. Staatspräsident Nicolas Sarkozy empfing am Vormittag führende Vertreter von Unternehmen und Gewerkschaften, um mit ihnen über Reformen insbesondere am Arbeitsmarkt zu sprechen. Zu den Vorschlägen der konservativen Regierung zählt eine Erhöhung der Mehrwertsteuer, im Gegenzug sollen die Lohnnebenkosten gesenkt werden. Auch längere Arbeitszeiten und Kurzarbeit stehen auf der Tagesordnung sowie die Einführung einer Finanztransaktionsteuer in Frankreich.

Sarkozy will nach dem Gipfel entscheiden, welche Reformen noch vor der Präsidentschaftswahl im Frühjahr umgesetzt werden sollen. Er will die Maßnahmen Ende Jänner verkünden, noch im Februar soll das Parlament abstimmen. Besonders umstritten ist dabei die Überlegung, die Mehrwertsteuer zu erhöhen. Nicht nur die Gewerkschaften laufen dagegen Sturm und sehen darin eine Maßnahme, die vor allem die Unternehmer bei den Lohnnebenkosten entlasten soll, während die Arbeitnehmer an Kaufkraft verlieren. Auch innerhalb des Regierungslagers mehren sich die Stimmen, auf eine Erhöhung der Mehrwertsteuer drei Monate vor der Präsidentschaftswahl zu verzichten.

Andere diskutierte Reformen wie die umfassende Einführung der Kurzarbeit folgen ebenfalls dem deutschen Vorbild. Sarkozy will zudem über Möglichkeiten zur Verlängerung der Arbeitszeiten sprechen, um die 35-Stunden-Woche noch weiter zurückzudrängen. Der Präsident sieht die Regelungen am Arbeitsmarkt und zu hohe Lohnnebenkosten als Hauptgrund für die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit der französischen Unternehmen.

Frankreich erwartet für das vergangene Jahr ein Handelsdefizit von rund 70 Mrd. Euro und damit rund 20 Mrd. mehr als im Jahr 2010. Die Arbeitslosigkeit hat inzwischen den höchsten Stand seit zwölf Jahren erreicht hat und lag im November bei 9,3 Prozent. Wenige Tage vor dem Gipfel hatte zudem die Ratingagentur Standard & Poor's am Freitag Frankreich die Bestnote AAA für die Kreditwürdigkeit entzogen.

An dem Treffen im Elysee-Palast nehmen neben Sarkozy und den Sozialpartnern auch Regierungschef Francois Fillon sowie eine Reihe von Ministern teil, darunter Finanzminister Francois Baroin und Arbeitsminister Xavier Bertrand. (APA)