Kairo - Korruption und Gerüchte über eine angebliche Preissteigerung haben in Ägypten eine Benzinkrise ausgelöst. An vielen Tankstellen in Kairo und in der Provinz gab es am Mittwoch keinen Treibstoff zu kaufen. Die langen Warteschlangen vor den Tankstellen setzen die ohnehin umstrittene Übergangsregierung von Ministerpräsident Kamal al-Gansuri weiter unter Druck.

Die regierungsnahe Kairoer Tageszeitung "Al-Ahram" zitierte Ölminister Abdullah Ghorab am Mittwoch mit den Worten: "Die Benzinkrise wird binnen 24 Stunden gelöst sein." Die Regierung habe begonnen, große Mengen Treibstoff an die Tankstellen zu liefern. Auslöser der Krise seien Gerüchte über den geplanten Abbau von Subventionen für Benzin und Gas. Diese entbehrten jedoch jeder Grundlage. Andere lokale Medien berichteten, die Behörden hätten in mehreren Provinzen Fälle von Korruption in der Lieferkette entdeckt. Beispielsweise sei in der Provinz Rotes Meer eine größere Menge subventionierter Treibstoff abgezweigt und auf dem Schwarzmarkt verkauft worden.

Demonstration am 25. Jänner geplant

In der Nacht auf Mittwoch war es auf dem Tahrir-Platz in Kairo zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen einer Gruppe von Dauerdemonstranten und Straßenhändlern gekommen. Auf dem Platz wollen sich am Mittwoch kommender Woche hunderttausende Menschen versammeln, um an die "Revolution des 25. Jänner" zu erinnern, die im vergangenen Jahr den Sturz von Langzeitpräsident Hosni Mubarak bewirkt hatte. Bei einigen der von verschiedenen Gruppen geplanten Kundgebungen auf dem Platz soll es auch um die Unzufriedenheit mit den aktuellen politischen Verhältnissen gehen.

Der 83 Jahre alte Ex-Präsident erschien am Mittwoch erneut vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft hat wegen der Tötung von 846 Demonstranten während der Proteste damals die Todesstrafe für den ehemaligen Staatschef gefordert. Das Urteil in dem Prozess, in dem auch Mubaraks Söhne und weitere Ex-Funktionäre angeklagt sind, wird für Ende Februar erwartet. (APA)