Der frühere ORF-Generalintendant Gerhard Weis schlägt eine Umwandlung des ORF in eine Aktiengesellschaft vor. Wie er im Interview mit dem Magazin "News" sagte, sei der politische Einfluss auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk "von Jahr zu Jahr schärfer geworden". Die Proteste der Belegschaft gegen geplante Personalbestellungen kann der frühere ORF-Chef nachvollziehen.
Es sei "traurig, dass es so kommen musste", resümiert Weis in dem Magazin. "Noch vor zehn Jahren war es unvorstellbar, dass es in so einem Tempo bergab geht. Der ORF schien ein unsinkbarer Tanker zu sein - davon kann keine Rede mehr sein." Den Zugriff der Parteien habe es zwar auch früher gegeben, aber "die Qualität der handelnden Personen hat sich merklich verändert", wie er bekundete: "Anfangs war das eher von Ethos, von Zurückhaltung und Anstand geprägt. Dann machte sich die Überlegung breit, dass man den ORF braucht, um Wahlen zu gewinnen, daher müsse man das Sagen haben." Letztlich gehe es immer darum, "wie die Politik auf den ORF zugreift. Jetzt tut sie das ein bisschen unverschämter, aber im Prinzip so, wie es immer war".
Dass die ORF-Belegschaft derzeit öffentlich auf die Barrikaden geht, versteht Weis "nicht nur wegen des Anlasses des Personalpakets jetzt, sondern ganz generell". Grundsätzlich sei dahingehend auch bei der politischen Kultur anzusetzen, findet er. (APA)