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Grafik: APA

Wien - Unternehmen mit weiblichen Vorstandsmitgliedern haben zwischen 2005 und 2010 deutlich mehr Umsatz und Gewinn erzielt als Firmen ohne Frauen in Führungspositionen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Beratungsunternehmens Ernst & Young über 290 europäischen Großunternehmen. "Das ist eine automatische Folge der Diversität", sagte Helmut Maukner, Country Managing Partner bei Ernst & Young in Österreich im Gespräch mit der APA. Frauen würde eine andere Diskussionskultur, Fragestellungen und Herangehensweisen in der Führungsebene etablieren.

Der Anteil der weiblichen Vorstandsmitglieder bei europäischen Großunternehmen ist laut der Studie zwischen dem Jahr 2005 und 2010 von fünf auf acht Prozent gestiegen. 2005 hatten die untersuchten Unternehmen insgesamt 2.150 Vorstände, davon waren 103 Frauen. Bis 2010 stieg dann die Zahl der Frauen auf 178 von 2.262 Vorständen.

Österreich unter Schlusslichtern

In Österreich wurden von Ernst & Young sechs große börsennotierte ATX-Unternehmen unter die Lupe genommen. Nur 3 Prozent der Vorstände waren bei diesen heimischen Unternehmen im Jahr 2005 und 2010 weiblich. Damit lag Österreich unter 15 untersuchten europäischen Länder an vorvorletzter Stelle. "Österreich fehlt die Infrastruktur um Familie und Beruf vernünftig unter einen Hut zu bekommen", betonte Maukner. Es müsste in Österreich eine flächendeckende Ganztagesbetreuung für Kinder ab einem Jahr und auch für Schulkinder angeboten werden. Österreich sei in diesem Bereich im Vergleich zu anderen europäischen Ländern "weit hinten". Der Einführung einer Quote zur Erhöhung des Anteils weiblicher Führungskräfte kann der Ernst & Young-Experte wenig abgewinnen. "Quoten alleine helfen nicht, wenn die Rahmenbedingungen fehlen." Von den Unternehmen fordert Maukner eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Firmen müssten zeitliche Flexibilität für Familienverantwortliche ermöglichen

Im Vorzeigeland Irland stieg der Anteil der Frauen in der Führungsetage innerhalb des Untersuchungszeitraums von 10 auf 28 Prozent. In Irland seien viele internationale Konzerne aktiv, "die durchaus höhere Frauenquoten in Leistungsebenen" selber forcieren, erklärte Maukner. Auch Schweden hätte mit einer Verbesserung der Rahmenbedingungen bei Kinderbetreuung und Karenz den Anteil von acht auf 15 Prozent nahezu verdoppelt.

Besonders niedrig ist der Anteil der weiblichen Vorstände außerdem in Deutschland (2 Prozent), Luxemburg (2 Prozent), Belgien (3 Prozent), Polen (4 Prozent) und Spanien (4 Prozent). Deutlich mehr sind es in Finnland (12 Prozent), England (9 Prozent) und Frankreich (8 Prozent).

Personal oder Marketing

Frauen sind laut Studie im Vorstand meist für Personal oder Marketing zuständig: Im Jahr 2010 hatten 15 Prozent der untersuchten Unternehmen einen weiblichen Personalvorstand, bei 11 Prozent leitete eine Frau den Bereich Marketing. Einen weiblichen Finanzvorstand (CFO) hatten nur 6 Prozent der Unternehmen. Nur bei jedem fünfzigsten Betrieb war eine Frau als Vorstandsvorsitzende tätig.

Ohne Rohstoff- und Energieunternehmen, die fast ausschließlich in alleiniger Männerhand sind, haben sich die untersuchten europäischen Großunternehmen mit weiblichen Vorstandsmitgliedern zwischen den Jahren 2005 und 2010 bei Umsatz, Gewinn und Börsenwert deutlich besser entwickelt als Unternehmen ohne weibliche Vorstandsmitglieder. Zwischen 2005 und 2010 legte der Umsatz im Schnitt bei den untersuchten Unternehmen mit Frauen im Vorstand um 64 Prozent zu, im Vergleich zu 44 Prozent ohne weibliche Führungskräfte. Der Gewinn legte in diesem Zeitraum bei den Unternehmen mit weiblichen Vorständen um 89 Prozent zu, aber nur um 67 Prozent bei Firmen mit einem rein männlichen Vorstand. Der Börsenwert der untersuchten Unternehmen mit Frauen in der Führungsebene stieg um 58 Prozent, bei Firmen ohne Frauen im Vorstand um 52 Prozent. (APA)