Kairo/Wien - Die ägyptischen Behörden suchen nach radioaktivem Material, das aus einem im Bau befindlichen Atomreaktor gestohlen worden sein soll. Die regierungsnahe Zeitung "Al-Ahram" zitierte am Donnerstag auf ihrer Website Anwohner aus der Region von Al-Dabaa an der Mittelmeerküste, die sagten, sie hätten den Diebstahl beobachtet. Die Diebe seien keine Ortsansässigen gewesen, sondern Fremde. Diese seien von den Sicherheitskräften in die Anlage gelassen worden. Sie hätten keine Verwüstung hinterlassen, sondern hätten genau gewusst, was sie tun.

Bei der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien hieß es, man habe Beratungen mit den Verantwortlichen in Ägypten aufgenommen. Die verschwundenen Gegenstände, die zum Eichen von Messgeräten benutzt würden, enthielten nur eine geringe Menge radioaktiven Materials. "Sie sind ziemlich simpel, klein und nicht sehr radioaktiv", sagte ein IAEA-Mitarbeiter, der seinen Namen nicht veröffentlicht sehen wollten. Ein Angehöriger der ägyptischen Sicherheitskräfte dementierte den Diebstahl. Ein anderer Sprecher der Polizei bestätigte zwar den Diebstahl, bestritt jedoch, dass dabei auch radioaktives Material entwendet wurde.

In den vergangenen Tagen hatte es Proteste von Anwohnern der Anlage gegeben, die nicht wollen, dass der in der Ära des inzwischen zurückgetretenen Präsidenten Hosni Mubarak geplante Reaktor an diesem Standort gebaut wird.

Westliche Geheimdienste befürchten, dass islamistische Terroristen, die sich radioaktives Material beschaffen, damit eine sogenannte schmutzige Bombe bauen könnten. Bei diesen wird radioaktives Material durch die Wucht der Explosion zerstäubt und weiträumig verteilt, ohne dass dafür eine atomare Kettenreaktion nötig wäre. Ägyptens Atomprogramm steckt noch in den Kinderschuhen. Durch schlechtes Management und zuletzt durch die politischen Umwälzungen waren die Pläne für insgesamt vier Reaktoren auf Eis gelegt worden. (APA)