"Viele schwarzen Kinder sehen mich als eine Art Role-Model", sagt Lydia Obute, die 2011 bei "Austria's Next Topmodel" gewonnen hat.

Foto: Irina Gavrich

DER STANDARD: Sie haben vor zehn Monaten bei "Austria's Next Topmodel" gewonnen. Was ist seitdem passiert?

Lydia Obute: Das Wichtigste ist: Ich habe die Matura bestanden.

DER STANDARD: Welche Modeljobs haben Sie gemacht?

Obute: Ich bin für Atil Kutoglu auf der Istanbul Fashion Week gelaufen. Und ich wurde für die Zeitschriften News und Biber fotografiert.

DER STANDARD: Sind Sie jetzt ein Topmodel?

Obute: Sagen wir so: Ich bin Austria's Next Topmodel.

DER STANDARD: Gibt es internationale Anfragen?

Obute: Daran arbeiten meine Agentur und ich. Ich möchte nach London gehen. Dafür brauche ich aber noch ausdrucksstärkere Bilder für mein Modelbuch.

DER STANDARD: Warum London?

Obute: Dort ist mein Typ gefragt. Sowohl meine Hautfarbe als auch meine Frisur.

DER STANDARD: Ihre Agentin sagt, Sie seien wegen Ihrer dunklen Hautfarbe schwer zu vermitteln.

Obute: Da hat sie leider recht. Die Mehrheit in Österreich ist weiß, wer Werbung macht, will seine Kunden ansprechen. Was macht man da mit einem schwarzen Model?

DER STANDARD: Wie sehen Sie "Austria's next Topmodel" in der Retrospektive?

Obute: Es war eine einmalige Sache, ich habe sehr viel gelernt.

DER STANDARD: Was konkret?

Obute: Ich war das erste Mal auf mich alleine gestellt. Ohne Freunde oder Familie. Dass ich das geschafft habe, hat mir viel Selbstbewusstsein gegeben.

DER STANDARD: Gab's auch negative Erfahrungen?

Obute: Nein, ich wurde von Österreich gut aufgenommen, das freut mich, ich hatte zuvor einige Bedenken.

DER STANDARD: Wegen Ihrer Hautfarbe?

Obute: Ja. Aber die allgemeinen Reaktionen waren durchwegs positiv.

DER STANDARD: Auch jene der schwarzen Community?

Obute: Die im Besonderen. Das hat mich überrascht. Für viele schwarze Kinder bin ich eine Art Role-Model, auch Frauen im Alter meiner Mutter. Kaum jemand aus der schwarzen Community hätte es für möglich gehalten, dass ich gewinne.

DER STANDARD: Warum?

Obute: Nicht alle Österreicher sind gleich, aber es gibt doch viele Rassisten. Zum Glück gibt es aber auch viele sehr offene Menschen.

DER STANDARD: Warum hat Sie die Reaktion der schwarzen Community überrascht?

Obute: Schwarze Eltern sind oft sehr konservativ, sie möchten, dass ihre Kinder Ärzte oder Anwälte werden, aber nicht Model, Tänzer oder Musiker. Auch meine Mutter möchte, dass ich Ärztin werde.

DER STANDARD: Immer noch?

Obute: Ich habe mit ihr eine Vereinbarung getroffen. Ich darf jetzt ein, zwei Jahre machen, was ich will, aber dann muss ich studieren.

DER STANDARD: Was werden Sie studieren?

Obute: Marketing, Kriminologie oder Psychologie.

(Stephan Hilpold/Der Standard/rondo/20/01/2012)