Wien - Bei Erkältungen die richtige Etikette zu wahren, ist oft gar nicht so einfach, weil sich manche Benimmregeln über die Zeit auch geändert haben. Sagt man heute noch "Gesundheit", wenn jemand niest?

Das erste Symptom einer Erkältung ist zumeist der Schnupfen, der Körper reagiert mit dem Schutzreflex Niesen. Doch was für den Niesenden schon unangenehm ist, stellt auch das Gegenüber vor eine Frage: "Gesundheit" wünschen oder nicht? Hier hat in der Tat ein Wandel stattgefunden. Während ältere Menschen den Genesungswunsch als höfliche Pflicht ansehen, sagen Etikette-Experten heute, dass ein dezentes Ignorieren der Situation angebracht ist. Schließlich will man die Unpässlichkeit des anderen nicht noch mehr in den Vordergrund stellen. Der Niesende selbst sollte sich im Zweiergespräch kurz zu entschuldigen, da er die Unterhaltung unterbrochen hat. In größeren Gruppen oder Besprechungen übergeht man das Niesen ebenso, wie es von den anderen ignoriert wird.

Beim Niesen die Hand vor den Mund halten?

Es gehörte lange Zeit zum guten Ton, beim Niesen die Hand vor den Mund zu halten. Mitterweile ist bekannt: Das schadet mehr, als es hilft. Denn insbesondere über die Hände verbreiten sich Erkältungsviren rasend schnell. Sie bleiben auf der Haut haften, gelangen so auf allerlei Gegenstände und übertragen sich auf andere Personen. Die bessere Alternative: Beim Niesen das Gesicht abwenden oder in die Ellenbeuge oder - wenn so schnell zur Hand - in ein Taschentuch niesen. So wird den Krankheitserregern ein wesentlicher Übertragungsweg abgeschnitten.

Auf den Händedruck bei der Begrüßung verzichten?

Die Hände gelten als Virenüberträger Nummer eins. Ob Türklinken, Haltegriffe oder eben der besagte Händedruck - über die Finger gelangen die Krankheitserreger schnell von einem zum anderen. Damit der Verzicht auf den Händedruck nicht für Irritationen sorgt, sollte ein kurzer erklärender Satz die Situation entschärfen. Dann kann in der Tat auf den Händedruck bei der Begrüßung verzichtet werden. Generell sinnvoll, aber bei Erkältung ganz besonders, ist das regelmäßige und gründliche Händewaschen.

Hochziehen oder schnäuzen, wenn die Nase rinnt?

Auf keinen Fall lautstark ins Taschentuch trompeten und anschließend das Ergebnis begutachten. Hierzulande ist es zwar - im Unterschied zum asiatischen Raum - nicht verpönt, sich in der Öffentlichkeit die Nase zu putzen. Es sollte jedoch leise und diskret geschehen. Und wenn es doch einmal eines stärkeren Schnäuzens bedarf, kann dies auf der Toilette erledigt werden. Die gesündere Variante ist allerdings das Hochziehen. Denn beim kräftigen Ausblasen entsteht ein sehr hoher Druck, der das entzündliche Sekret in die Nasennebenhöhlen pressen kann. Die mögliche Folge: eine schmerzhafte Nasennebenhöhlenentzündung. Beim Nase Putzen sollte deshalb nie gleichzeitig durch beide Nasenlöcher geschnäuzt werden, sondern nacheinander. So werden der Druck abgeschwächt und die Gefahr einer Nebenhöhlenentzündung reduziert.

Niesen unterdrücken?

Wer das Niesen des guten Benehmens wegen unterdrückt, tut seinem Körper nichts Gutes. Niesen ist ein Schutzreflex der Atemwege, der dafür sorgt, dass Fremdstoffe wie Staub, Pollen und Krankheitserreger wieder hinaus befördert werden. Doch auch wer den Niesreiz zwar zulässt, aber den Nieser nur durch die Nase heraus lässt, niest falsch. Dabei baut sich in den Atemwegen ein Druck auf, der die Schadstoffe bis in die Nebenhöhlen presst. Also besser frei und kräftig niesen, aber bitte ins Taschentuch oder in die Ellenbeuge und nicht in die Hand.

Was tun bei hartnäckiger Hustenattacke?

Eine Erkältung kann tückisch sein. Plötzlich kratzt es im Hals und sogleich setzt ein nicht enden wollender Hustenreiz ein, der jedes Gespräch unmöglich macht und lediglich noch ein hervor gepresstes "Entschuldigung" ermöglicht. Wohl dem, der jetzt ein Lutschbonbon zur Hand hat. Doch was tun, wenn die Hustenattacke beispielsweise in einer Besprechung oder Theateraufführung einfach nicht aufhören will? Dann ist ein Gang vor die Tür angebracht, um eine weitere Störung zu vermeiden. Bewusstes Ein- und Ausatmen sowie ein Glas Wasser beruhigen den gereizten Hals.

Wann zu Hause bleiben?

Wer nicht unbedingt unter Menschen gehen muss, verschiebt als höflicher Kranker seine Freizeitaktivitäten wie Kinobesuch oder Treffen mit Freunden. Die meisten Menschen gehen mit einer leichten Erkältung aber durchaus arbeiten. Um seine Kollegen in diesem Fall nicht anzustecken, sollte man auf entsprechende Hygiene achten - also regelmäßig Hände waschen, Einwegtaschentücher gleich entsorgen und Abstand halten. Wenn die Erkältung schlimmer wird, ist es besser, zu Hause zu bleiben, um sich richtig auszukurieren und die Ansteckungsgefahr zu mindern. (red)