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Didier Cuche gibt seinen Abschied standesgemäß in Kitzbühel bekannt.

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Beat Feuz (24), neues Gesicht der Schweizer Skifahrt.

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Kitzbühel - "Das hat schon viel Kraft gebraucht." Sagt Beat Feuz, der am vergangenen Samstag binnen zweieinhalb Minuten weltberühmt wurde in der Schweiz. Und damit meint er nicht seine siegreiche Arbeit auf der Lauberhornabfahrt, der längsten des Weltcupwinters, die ihm diese Berühmtheit verschaffte, sondern die vielen Auftritte danach. "Aber ich habe mich gut erholt. Der Hunger ist wieder da."

Feuz, den sie Kugelblitz nennen, wenngleich er ganz sicher nicht mehr dick ist, zieht einen Klassiker-Vergleich: "Für einen Schweizer ist es das Größte, in Wengen zu gewinnen. Kitzbühel ist für einen Sportler überhaupt das Größte. Also sind die beiden Rennen für mich gleich groß."

Zum dritten Mal erst ist der 24-Jährige aus Schangnau, Kanton Bern, nach Kitzbühel gekommen, und man plaudert mit ihm im Schweizerhof am Fuße des Hahnenkamms, wo die Schweizer traditionell zu logieren pflegen.

Zum letzten Mal, jedenfalls als Aktiver, wohnt Didier Cuche dort. Der 37-Jährige aus Les Bugnenets, Kanton Neuenburg, der allerhand und in Kitzbühel vier Abfahrten und einen Super-G gewonnen hat, kündigte gestern seinen reiflich überlegten Rücktritt mit Saisonende an. "Ein emotionaler Moment. Ich bin überrascht, dass ich kein Taschentuch brauche", sagte Cuche, der davon ausgeht, dass er heuer noch was gewinnen wird. Und er erinnert sich an seinen ersten Start auf der Streif 1996: "Am liebsten wäre ich hinten raus aus dem Starthaus und mit der Gondel hinuntergefahren." Und dann blickte er zurück auf sein "privilegiertes Sportlerleben", das er, der einfache Bursche aus dem Jura, führen durfte.

Respekt des Bauernsohns

"Das Selbstvertrauen ist da, an dem scheitert es ganz sicher nicht." So antwortet Feuz, der Bauernsohn aus dem Emmental, auf die Frage, ob er sich nach Wengen nun auch einen Coup in Kitzbühel zutraue. Und natürlich weiß er, wann und wem dieses Double zuletzt gelungen ist. Nämlich vor drei Jahren seinem Kollegen Didier Defago aus Morgins, Kanton Wallis, der sich dann auch erdreistete, 2010 Abfahrtsgold bei den Olympischen Spielen in Vancouver zu gewinnen.

Gewiss, Routiniers wie Cuche oder Klaus Kröll hätten ihre Vorteile auf der Streif, bemerkt Feuz. "Die Strecke ist extrem schwierig, und es braucht viel Routine, um die Schlüsselstellen sauber zu bewältigen. Aber ich glaube schon, dass mir das im dritten Jahr gelingen kann."

In den Trainings landete Feuz unter "ferner liefen", aber das war auch schon am Lauberhorn so. "Ich habe zwar keine Angst, aber Respekt. Das ist immerhin die schwierigste Strecke von allen. Und deshalb ist es besser, man riskiert hier nur einmal sein Leben, im Rennen."

Wenn Feuz von seinen Vorbildern spricht, fallen ihm, dem gelernten Maurer, Stephan Eberharter und Bode Miller ein. Weshalb nicht Hermann Maier? "Als Bub hat es mich geärgert, dass sich einer über den zweiten Platz nicht freuen kann. Später, nach seinem Motorradunfall, habe ich ihn kennengelernt. Da hat er mir schon imponiert."

Die schweizerischen Speedfahrer ärgern ihre österreichischen Kollegen auf der Streif schon eine geraume Zeit. Michael Walchhofer sorgte 2006 für den bisher letzten ÖSV-Sieg in der Abfahrt, 2007 fiel sie aus, dann gewannen Cuche, Defago und noch zweimal Cuche. Im Super-G schaffte Kröll 2009 den bisher letzten Heimsieg, vor zwei Jahren war Cuche an der Reihe, im Vorjahr der kroatische Gesamtweltcupsieger Ivica Kostelic. "Man stichelt sicher ab und zu zwischeneinander", beschreibt Feuz die Rivalität. "Aber man muss ja nicht nur gegen die Österreicher gewinnen."

Und was sagt Mathias Berthold, Cheftrainer der Österreicher, über die Schweizer Rivalen: "Cuche ist höchst professionell, Feuz ein cooler Typ. Sie haben eine starke Mannschaft und sicher eine super Arbeit geleistet. Aber es ist jetzt nicht so, dass wir rüberschauen und Anleihen suchen." Naturgemäß hofft er auf eine Wende. "Wir sind bei jedem Rennen in Schlagdistanz. Wie man richtig Ski fährt, wissen wir. Ein Sieg passiert, du kannst ihn nicht erzwingen. Wenn er in Kitzbühel nicht passiert, muss er ein anderes Mal passieren.

Ob auf der Streif diesbezüglich etwas passieren kann, ist wetterbedingt - starke Schneefälle sind angekündigt - nicht so sicher. Der für Freitag geplante Super-G musste abgesagt werden, am Samstag soll die Abfahrt (jeweils 11.30) steigen. Dem Slalom am Sonntag (9.15 und 13.30) ist das Wetter wohl einerlei. (DER STANDARD, Printausgabe, Freitag, 20. Jänner 2012)