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Burschenschafter beim Totengedenken in Wien im Mai 2011: Da trugen sie nicht nur die deutsche Fahne, sondern ihr Ball noch den Titel "immaterielles Kulturerbe".

Foto: APA/Hochmuth

Wien - Die Österreichische UNESCO-Kommission hat das gesamte Element "Wiener Ball" - und damit auch den WKR-Ball - aus dem Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich gestrichen. "Wir bedauern, dass wir im Rahmen der Einreichung die Listung des WKR-Balls übersehen haben, und haben uns nun entschieden, die gesamte Liste der Wiener Traditionsbälle per sofort aus dem Verzeichnis zu entfernen", erklärte Eva Nowotny, Präsidentin der Österreichischen UNESCO-Kommission, am Donnerstag in einer Aussendung. Damit verlieren etwa auch Opernball oder Philharmonikerball ihren Status als nationales Kulturerbe.

Neue Liste möglich

Es liege nun beim Antragsteller - dem Kontaktkomitee der Wiener Nobel- und Traditionsbälle -, die Liste der Bälle abzuklären. "Eine abgeklärte Liste kann selbstverständlich wieder aufgenommen werden", so Nowotny. Eine Eintragung in das Verzeichnis müsse grundsätzlich auch mit den Grundwerten und Grundprinzipien der UNESCO im Einklang stehen, "wobei Toleranz und Respekt vor anderen Kulturen und Wertschätzung kultureller Diversität besondere Priorität haben", so die Präsidentin.

Grundsätzlich entscheidet die UNESCO nicht von sich aus, was zum immateriellen Kulturerbe erklärt wird, sondern prüft entsprechende Anträge von Traditionsträgern. In diesem Fall war dies das Kontaktkomitee der Wiener Nobel- und Traditionsbälle.

FPÖ über Kritik erbost

Die FPÖ hatte am Donnerstag zuvor noch die Kritik am WKR-Ball zurückgewiesen. FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl sprach von einem "Kesseltreiben der selbst ernannten Zivilgesellschaft". Bedauerlich nannte er, dass sich die Israelitische Kultusgemeinde Wien (IKG) für die "parteipolitischen Manöver von Grün und Rot" einspannen habe lassen.

Der Dritte Nationalratspräsident Martin Graf (FPÖ) hatte sich um den Wirbel rund um die - mittlerweile zurückgenommene - Aufnahme des WKR-Balls in die Liste des immateriellen Weltkulturerbes "bestürzt" gezeigt. Parteichef Heinz-Christian Strache ortete in einer ersten Reaktion eine "Anlassentscheidung aufgrund von gezieltem linksextremem Mobbing".

Neue Bewerbung: Ball-Komitee überlegt noch

Ab Freitag hält die Initiative "jetztzeichensetzen" mehrere Veranstaltungen ab, als Höhepunkt ist eine Kundgebung am Heldenplatz am 27. Jänner geplant - dem Tag der Befreiung des Konzentrationslagers von Auschwitz. Scharfe Kritik übten die Veranstalter am Donnerstag einmal mehr am WKR-Ball, der heuer ebenfalls am 27. Jänner stattfindet.

Ob sich der "Wiener Ball" - ohne umstrittenen WKR-Ball - neuerlich als Kulturerbe bei der UNESCO bewerben wird, ist noch offen. Im Moment gebe es noch viele Gespräche, sagte Susanne Schöner, Vorsitzende des Kontakt-Komitees der Wiener Nobel- und Traditionsbälle. (APA)