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Illegale Brandrodung in den Außenbezirken von Novo Progresso im nördlichen Bundesstaat Pará. Eine "Nature"-Studie kommt zu der Auffassung, dass die bisher positive CO2-Bilanz des Amazonas-Beckens vor dem Kippen steht.

Foto: Andre Penner, file/AP/dapd

Washington - Das Amazonasgebiet gilt gemeinhin als Bollwerk gegen den Klimawandel. Nun sieht es so aus, als würde es diese Funktion verlieren. Schlimmer noch: Die Region selbst produziert mehr und mehr umweltschädliche Treibhausgase. Die bisher positive CO2-Bilanz des Amazonas-Beckens sei derzeit dabei zu kippen, stellten US-Wissenschafter in einer im Wissenschaftsmagazin "Nature" veröffentlichten Studie fest. Als Gründe gaben sie Bevölkerungswachstum und die damit einhergehende Abholzung an.

In der Biomasse des Amazonas-Beckens sind etwa 100 Milliarden Tonnen Kohlenstoff gebunden, mehr als weltweit in zehn Jahren an fossilen Brennstoffen verbrannt wird. Bei Brandrodung von riesigen Waldflächen wird der in den Pflanzen gespeicherte Kohlenstoff als Kohlendioxid (CO2) in die Atmosphäre freigesetzt.

CO2-Bilanz im Wandel

Genaue Zahlen für die Entwicklung der CO2-Emissionen im Amazonasraum seien schwierig zu erheben, räumte das Forscherteam unter der Leitung von Eric Davidson vom Woods Hole Research Center im US-Bundesstaat Massachusetts ein. Doch sei die Bevölkerung in dem Gebiet in 50 Jahren von sechs auf 25 Millionen angestiegen; weite Landflächen würden deshalb für Landwirtschaft und Hausbau benötigt. Die CO2-Bilanz des Gebietes - also der Vergleich zwischen dem aus der Atmosphäre durch die riesigen Waldflächen aufgenommenen Kohlendioxid und dem Ausstoß des Treibhausgases in der Region - sei daher im Wandel und das Amazonas-Becken könnte so bald schon zu einem Netto-Emittenten von CO2 werden.

Auch durch den Klimawandel und Wetteränderungen könnte ein Teil aus diesem Kohlenstoff-Speicher freigesetzt werden, warnten die Wissenschafter in ihrem Bericht. Ein Großteil des Regenwaldes halte saisonale oder mäßige Dürre aus, doch diese Belastbarkeit könne überschritten werden und sei in der Vergangenheit bereits überschritten worden. Wo Abholzung im Amazonasgebiet verbreitet sei, verlängere sich der Zeitraum der Trockenheit. (APA, red)