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Die Suchaktion wurde wieder aufgenommen, danach soll das Dieselöl aus dem havarierten Schiff abgepumpt werden.

Foto: Reuters/Paul Hanna

Rom - Die Kreuzfahrtgesellschaft Costa Crociere, Betreiberin des vor den Küsten der Toskana havarierten Schiffes Costa Concordia, gerät ins Visier der Justiz. Die mit den Ermittlungen zur Katastrophe beauftragten Staatsanwälte der toskanischen Stadt Grosseto wollen herausfinden, warum die Reederei Kapitän Francesco Schettino nicht sofort gedrängt hat, den Notstand an Bord auszurufen, und 68 Minuten lang mit dem Beginn der Evakuierung des Schiffes zugewartet hat.

Die Staatsanwälte wollen klären, ob die Reederei durch unzulängliche Informationen des Kapitäns über die realen Zustände an Bord irregeführt wurde oder ob sie in einer ersten Phase versucht habe, das Ausmaß der Katastrophe herunterzuspielen. So sei die Evakuierung verspätet begonnen worden, was mehrere Menschen das Leben gekostet hat, vermuten die Ankläger. Ermittlungen sollen auch gegen den für Krisen zuständigen Manager der Reederei Costa Crociere aufgenommen werden, berichteten italienischen Medien.

Verwirrung um blinde Passagiere

Die Reederei macht für die Katastrophe den Kapitän verantwortlich. Der unter Hausarrest stehende Schettino wurde am Donnerstag von Costa Crociere suspendiert. Die Gesellschaft werde den 52-Jährigen nicht vor Gericht verteidigen, teilte der Rechtsanwalt von Costa Crociere, Marco De Luca, mit. Offizier Ciro Ambrosio, gegen den ebenfalls ermittelt wird, wurde dagegen nicht vom Dienst suspendiert.

Die Staatsanwälte wollen auch überprüfen, ob sich blinde Passagiere an Bord des am Freitag havarierten Kreuzfahrtschiffes befanden. Dies würde die Verwirrung über die offizielle Anzahl der Personen auf dem verunglückten Schiff und der Vermissten erklären. Die Ermittler wollen nach Angaben italienischer Medien vor allem eine 25-jährige Moldawierin befragen, die in der Nacht des Unglücks mit Schettino auf der Kommandobrücke war, jedoch nicht in die Passagierliste eingetragen war. Der Kapitän selbst hatte vor Ermittlern berichtet, dass sich die Frau auf der Kommandobrücke befunden hatte.

Zwei Opfer identifiziert

Zwei Personen, die beim Schiffsunglück vor den Küsten der Toskana ums Leben gekommen sind, wurden inzwischen identifiziert. Dabei handelt es sich um zwei französische Staatsbürger, eine Frau und einen Mann. Drei weitere Leichen, die aus dem Wrack geborgen wurden, müssen noch identifiziert werden, teilten die toskanischen Behörden mit. Elf Todesopfer wurden bei dem Unglück verzeichnet, 22 Personen werden noch vermisst, darunter zwei weitere Franzosen.

Die Tauchmannschaften haben am Donnerstag die Suche nach weiteren Vermissten im Wrack wieder aufgenommen. Die Aktion hatte am Mittwoch vorübergehend eingestellt werden müssen, weil sich das havarierte Kreuzfahrtschiff bewegt hatte. Die Stabilität der Costa Concordia wurde geprüft, um das Leben der Taucher nicht zu gefährden. Die Lage sei jetzt sicher genug, um die Suche wieder aufzunehmen, erklärten die Rettungsmannschaften.

Die niederländische Bergungsfirma Smit Salvage könnte schon bald mit dem Abpumpen des Treibstoffs aus dem Wrack beginnen. Mehr als zwei Wochen dürfte das Unternehmen benötigen, um die 2400 Tonnen Dieselöl zu entfernen. "Der Beginn der Operation hängt davon ab, wie lange die Suche nach Vermissten noch dauern wird. Wir können nicht mit dem Abpumpen beginnen, solange die Suchaktion im Gange ist", sagte der italienische Umweltminister Corrado Clini. Die Kosten des Abpumpens werden von Costa Crociere übernommen. (APA)