Warum der Ball des "Wiener Korporationenrings" nicht zum "immateriellen Kulturerbe" gehören soll, ist echt unverständlich. Immaterielles Kulturerbe wird laut Definition "von einer Generation an die nächste weitergegeben und vermittelt den Gemeinschaften ein Gefühl von Identität und Kontinuität".

Die schlagenden Burschenschaften geben doch wirklich von Generation zu Generation etwas weiter, und sei es dumpfester Deutschnationalismus, Verharmlosung des Nationalsozialismus und ein verschlagener Antisemitismus/ Rassismus! Wenn das kein "Gefühl von Identität und Kontinuität" seit mehr als hundert Jahren und mit glorreichen Höhepunkten 1938-45 vermittelt, was dann?

Dieses üble Erbe bleibt uns. Immerhin haben sich jetzt 60 Organisationen zu einer "Aktionswoche gegen Rechtsextremismus" zusammengeschlossen (www.jetztzeichensetzen.at). Es besteht Handlungsbedarf. Die extreme Rechte versucht unermüdlich, in die Institutionen einzudringen und Legitimität zu gewinnen. Bürgerliche wie der oberösterreichische Landeshauptmann Pühringer schicken seltsame Signale: Einerseits lädt er zu einer Zeitzeugenveranstaltung ein, zwei Wochen später hält er die Eröffnungsrede beim "Burschenbundball", wo sich Großdeutschland-Fans treffen. Wirklich alarmierend ist aber, was der Gewerkschafter Willi Mernyi konstatiert: Rechtes Gedankengut ist in der Jugend schick geworden. (DER STANDARD, Printausgabe, 20.1.2012)