Zakopane - Andreas Kofler ist am Freitagabend der einzige "Adler" aus dem ÖSV-Team gewesen, der nach dem ersten von zwei Weltcup-Bewerben in Zakopane zumindest schmunzeln konnte. Der Tiroler verbesserte sich im zweiten Durchgang nach einem 130-m-Satz bei stark wechselnden Bedingungen vom 14. Rang noch auf Platz drei. Kofler musste sich nur Lokalmatador Kamil Stoch und dem Deutschen Richard Freitag geschlagen geben. Im Gesamt-Weltcup baute Kofler seinen Vorsprung auf Landsmann Gregor Schlierenzauer wieder auf 89 Punkte aus.

Dies freilich auch, weil sich für Schlierenzauer die aktuelle Pechserie nach dem Reißverschluss-Missgeschick auf dem Kulm auch in Polen fortsetzte. Er erwischte in beiden Durchgängen ganz schlechte Verhältnisse und musste sich mit dem sicherlich nicht seiner Form entsprechenden 18. Rang begnügen. Thomas Morgenstern musste froh sein, sich nach einem Sturz bei starkem Schneefall unverletzt aus der Affäre ziehen zu können. Er musste, ebenso wie der im ersten Durchgang unmittelbar nach ihm gesprungene Anders Bardal, im Finale zuschauen.

Stoch ist kein Zufalls-Sieger, ist er doch Weltcup-Fünfter und auch Vorjahressieger in Zakopane. Er gewann 6,7 Zähler vor Freitag. Der nach dem ersten Sprung führende Severin Freund fiel auf den zehnten Rang zurück. "Ich gratuliere dem Sieger, der kann am wenigsten dafür", meinte ÖSV-Cheftrainer Alexander Pointner im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur. "Bei der Erwartungshaltung in die Fußstapfen eines Adam Malysz in Polen zu treten, das heißt etwas. Er hat letztes Jahr hier schon gewonnen", zollte Pointner neben ihm auch Freitag und Kofler Tribut für ihre Leistung.

Allerdings zeigte sich Pointner vor allem mit der reaktionslosen Jury im Finish des ersten Durchgang unzufrieden, als man bei immer dichter werdendem Schneefall nicht einmal eine Pause in Erwägung zog. Der Schnee habe sowohl im Anlauf als auch im Aufsprung "gestoppt". "Bardal ist im Anlauf normal der schnellste und war weit weg, auch Gregor war zwei km/h langsamer. Fünf Minuten später war kein Schneefall mehr." Dieses Zuwarten wäre man den besten Springern, die den Weltcupzirkus auch tragen würden, eigentlich schuldig, klagte Pointner.

Nach dem Ausfall von Bardal nach dessen 109-m-Satz hat Pointner daher sogar kurz überlegt, seine restlichen Springer nicht mehr abzulassen. "Es entwickelt sich in eine Richtung, wo Athleten vorgeführt werden. Die Besten, die die Verantwortung übernehmen, müssen den Kopf für so etwas hinhalten. Ich war heute knapp dran, nach Bardal ein Zeichen zu setzen und es zu stoppen", betonte der gebürtige Oberösterreicher. "Von der FIS bzw. der Jury hat es niemand interessiert. Es hat niemand gesehen, dass das zwei verschiedene Welten waren und vor allem, dass es wirklich gefährlich war."

Der Bewerb war - wie schon öfters in dieser Saison - an der Grenze des Machbaren. Morgenstern war nach seinem Sturz nur 47. und schilderte die Bedingungen in der ORF-Kabine. "Ich habe nicht mehr viel gesehen. Ich finde es schade, dass sie (die Jury, Anm.) keine Pause gemacht haben, denn die Front war nach zehn Minuten weg", bezog sich der Kärntner auf jene Schnee-Wolke, die im Finish des ersten Durchgangs die besten vier Springer benachteiligt hatte.

Im ÖSV-Team wird es mit Sicherheit ein Gespräch geben, erklärte auch Pointner. "Wenn vonseiten der Jury nie ein Zeichen gesetzt wird, muss man überlegen, ob einmal ein Zeichen vonseiten der Athleten gezeigt werden muss." (APA)