Wien - Die Zahl der Demenzkranken wird im Zuge der höheren Lebenserwartung weltweit von heute rund 36 Millionen bis zum Jahr 2050 auf 115 Millionen Betroffene ansteigen. Auch Österreich ist dabei: Fast jeder zehnte Über-60-Jährige wird an Morbus Alzheimer erkranken. Das ist das Ergebnis einer Studie des Allianz-Versicherungskonzerns. Sie bestätigt die Daten bereits veröffentlichter wissenschaftlicher Studien zu diesem Thema.

"Der demografische Wandel ist ein struktureller Trend mit potenziell dramatischen Auswirkungen. Die steigende Zahl von Demenzerkrankungen zählt dabei wohl zu den traurigsten Entwicklungen der Bevölkerungsalterung", kommentierte Wolfram Littich, Vorstandsvorsitzender der Gruppe in Österreich die Ergebnisse der "Allianz Demographic Pulse"-Berechnung.

Alle Staaten Europas sind mit einer steigenden Zahl an Demenzkranken konfrontiert. Wird keine Heilungsmöglichkeit gefunden, dürfte sich die Zahl der Demenzkranken laut der Schätzung bis Mitte des Jahrhunderts von derzeit rund zehn Millionen Menschen auf knapp 19 Millionen Menschen fast verdoppeln. Dabei verzeichnet Irland den stärksten relativen Anstieg: So wird es dort im Jahr 2050 mit rund 130.000 Demenzkranken dann dreimal so viele Demenzfälle geben wie heute (40.000), gefolgt von Zypern (plus 209 Prozent) sowie Luxemburg (plus 183 Prozent).

Der geringste Anstieg ist in Bulgarien zu erwarten (plus 38 Prozent), wo die Zahl der Alzheimer-Patienten auf 127.000 ansteigen dürfte. In Österreich ist aufgrund der älter werdenden Bevölkerung mit mehr als einer Verdoppelung der Fallzahlen von derzeit 120.000 auf 269.000 Demenzkranke zu rechnen.

Schere geht auf

Die finanziellen Aufwendungen für die Pflege der Betroffenen werden ebenso stark ansteigen: Leistungen für die professionelle Pflege sowie Pflege durch Angehörige belaufen sich derzeit hochgerechnet auf mehr als 450 Milliarden Euro weltweit, so die Allianz-Studie. Vergleicht man die Kosten pro Patient und Jahr, zeigt sich ein differenziertes Bild: In den USA liegen die durchschnittlichen Kosten bei rund 45.000 Euro pro Patient, gefolgt von Schweden mit 37.000 Euro und Australien mit 26.000 Euro. Der Schnitt der EU-27 beträgt ca. 24.000 Euro. In Österreich liegt der Durchschnitt bei 17.000 Euro pro Betroffenem, wobei die Bandbreite zwischen häuslicher und stationärer Pflege sehr groß ist: Denn die Gesamtkosten pro Patient und Jahr belaufen sich derzeit laut konservativer Berechnung auf durchschnittlich 10.000 Euro in häuslicher Pflege und auf bis zu 43.000 Euro in stationärer Pflege - Tendenz: steigend.

Die Schere zwischen Pflegebedarf und dafür zur Verfügung stehenden Angehörigen geht mit der demografischen Entwicklung immer stärker auf. Im Jahr 2050 werden mehr als drei Millionen Österreicher älter als 60 Jahre alt sein, davon dürfte fast jeder Zehnte von Demenz betroffen sein. Wie hoch künftig die Kosten für die Pflege eines Demenzkranken sein werden, hänge nicht zuletzt von dessen familiärer Situation ab. Gegenwärtig wird der Großteil von Patienten zu Hause von den eigenen Angehörigen gepflegt. Mit dem steigenden Anteil älterer Menschen dürfte sich die Situation noch verschärfen. (APA)