"Was bleibt für die freien ORF-MitarbeiterInnen?"

Foto: derStandard.at/Mark

Protest vor dem Stiftungsrat.

Foto: derStandard.at/Mark

"Pelinka ist gegessen - Wir schlucken nicht alles."

Foto: derStandard.at/Mark

Brötchen, garniert mit einer Botschaft.

Foto: derStandard.at/Mark

Die Sicherheitsbestimmungen sind an diesem Freitag strenger als gewohnt. Am Eingang zum ORF-Zentrum finden Ausweiskontrollen statt. Der Grund: das große Medieninteresse an der Sitzung des Stiftungsrates und eine Aktion der freien ORF-Mitarbeiter, die auf ihre prekären Arbeitsverhältnisse aufmerksam machen wollen.

Von einer süßen Überraschung war die Rede, das Gerücht einer "Tortung" von Stiftungsräten machte die Runde. Übrig geblieben sind ein paar Krümel, die symbolisch für den mickrigen Rest des Gesamtkuchens ORF stehen. Zu wenig zum Überleben, so die Kritik der freien Mitarbeiter. Zusätzliche Posten wie ein neuer Büroleiter und ein Bundesländerkoordinator sollten geschaffen werden. Auf der Strecke bleibe der Rest, der unter dem rigiden Sparkurs zu leiden habe.

Rund 200 Betroffene

"Was bleibt für die freien MitarbeiterInnen?", ist auf einem Fähnchen zu lesen. Nur "Krümel". Alleine bei Ö1 und FM4 arbeiten rund 140 Freie, wie es gegenüber etat.at heißt. Mit der TV-Sparte dürfte der Personenkreis ca. 200 Leute umfassen.

Der Widerstand formiert sich über alle Kanäle. An der Spitze stehen die Beschäftigten im Radio, aber auch die freien TV-Mitarbeiter sind im Boot. "Wir werden keine Ruhe geben", sagt eine Protagonistin, "bis sich etwas ändert." Um den Protest zu kanalisieren, wurde die Plattform orffm.wordpress.com ins Leben gerufen. Hier soll über die Aktivitäten informiert werden.

"Offener Brief" mit Forderungen

Im Vorfeld der Stiftungsratssitzung wurden die Räte mit einem "Offenen Brief" konfrontiert, wo die Forderungen dokumentiert sind. Da steht etwa: "Der hochgelobte Qualitätsjournalismus basiert auf prekären Beschäftigungsverhältnissen, die wir so nicht länger akzeptieren." Oder: "Viele von uns arbeiten seit Jahren und Jahrzehnten für den ORF und verdienen trotz Vollzeitarbeit um die 1000 Euro netto pro Monat. Oft ohne bezahlten Urlaub, bezahlten Krankenstand oder 13. und 14. Gehalt."

Verhandlungen über die Honorare seien seit drei Jahren am Laufen, wird kritisiert. Ohne Aussicht auf einen baldigen Abschluss. "Ja, wir werden uns das anschauen", meinte etwa Brigitte Kulovits-Rupp, Vorsitzende des Stiftungsrates, zur Protestnote. Kulovits-Rupp ist im Brotberuf bei der Arbeiterkammer Burgenland beschäftigt.

Danach tagte der Stiftungsrat. Auf der Tagesordnung standen: Wie geht es weiter mit dem ORF-Zentrum - Sanierung versus Übersiedlung nach St. Marx - und die Nachwehen der Causa Pelinka. Das werde selbstverständlich Thema sein, meinte ORF-Zentralbetriebschef Gerhard Moser. Aber nicht nur: "Es geht ja um mehr als die Person Pelinka."

Die freien Mitarbeiter zogen nach Beginn der Stiftungsratssitzung um 10.00 Uhr wieder ab, "um zu arbeiten". Jemand muss schließlich den Qualitätsjournalismus produzieren. 12 von 16 Auszeichnungen, die vergangenes Jahr an Ö1 gingen, gehen auf das Konto von freien Mitarbeiter. Das ist im "Offenen Brief" zu lesen. Und: "Der ORF als öffentlich-rechtlicher Sendeanstalt hat eine soziale Verantwortung für seine MitarbeiterInnen." 

Wrabetz: Kein Spielraum

Angesprochen auf die Situation der freien Mitarbeiter sagte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz bei der Pressekonferenz nach dem Stiftungsrat, dass er derzeit keinen Spielraum sehe. "Das ist eine Frage der finanziellen Möglichkeiten." Eine "große Anstellungswelle" sei nicht geplant, maximal werde es in Einzelfällen Verbesserungen geben können. "Wir können hier nicht mehr tun", behauptet Wrabetz, der auf eine Refundierung der ORF-Gebühren nach 2014 pocht. Werde seine Forderung genehmigt, gäbe es auch wieder Spielraum, so die Rechnung des ORF-Generals.

Unterstützung für die Anliegen der freien Mitarbeiter signalisierte indes ORF-Radiodirektor Karl Amon. In einem Mail an die Freien heißt es: "Ich weiß, dass die prekären Beschäftigungsverhältnisse ein gravierendes Problem sind. Dieses Problem gehört gelöst. Ich bin auch zuversichtlich, dass uns gemeinsam eine tragbare Lösung gelingt." Erste Gespräche soll es bereits nächste Woche geben. (om)