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Ist die Kapitaldecke zu dünn, muss aufgefüllt werden.

Foto: AP/Gebert

Frankfurt - Sechs Wochen nach dem Stresstest der Europäischen Bankenaufsicht (EBA) haben Europas Banken ihren nationalen Aufsehern am Freitag erklärt, wie sie Kapitallücken schließen wollen. In Österreich müssen Raiffeisen Zentralbank (RZB), Erste und ÖVAG der Finanzmarktaufsicht (FMA) bzw. der Nationalbank (OeNB) ihre Pläne vorlegen. Zusammen brauchen die drei Institute 3,9 Milliarden Euro, wie der letzte Stresstest ergab. Allerdings ist die ÖVAG noch ein Wackelkandidat. Denn mit dem Verkauf ihrer Osteuropatochter VBI an die russische Sberbank wäre sie "keine grenzüberschreitende systemrelevante Bank mehr", wie die FMA am Freitag mitteilte. Damit fiele die ÖVAG aus dem Regime der EBA und hätte den Aufsehern keine Rekapitalisierungspläne mehr vorzulegen.

Die Erste Group braucht laut EBA 743 Millionen Euro, will die 9-Prozent-Quote bis Juni aber ebenso übererfüllen wie Raiffeisen, wo die Kapitallücke dafür per Ende September bei 2,1 Milliarden Euro lag. Beim Sichten der Pläne kommt es zu einer "Erstevaluierung" durch die nationalen Aufsichten, gegebenenfalls dann zu Diskussionen in "Aufsichtscolleges" mit Schwesterbehörden, die Töchter der Bankengruppen im Ausland beaufsichtigen, so ein FMA-Sprecher. Letztendlich befindet dann aber das Board of Supervisors der EBA über die Kapitalaufstockungspläne der Banken.

115 Milliarden Euro für Krisenzeiten

Die Bank Austria wurde ebenfalls gestresst, allerdings floss das Ergebnis in jenes ihres Mailänder Mutterkonzerns UniCredit ein.

Insgesamt fehlen Europas Banken knapp 115 Milliarden Euro, um für Krisenzeiten gerüstet zu sein. Bis zum 30. Juni müssen sie damit ihre harte Kernkapitalquote auf 9,0 Prozent erhöhen. Die Banken können dabei zwischen mehreren Möglichkeiten wählen, etwa ihr Kapital erhöhen, Gewinne einbehalten oder Geschäftsteile verkaufen.

In Deutschland werden unter anderen Commerzbank und Deutsche Bank ihre Pläne bei der Finanzaufsicht Bafin einreichen. Die Commerzbank, bei der die EBA mit 5,3 Milliarden Euro die größte Kapitallücke der deutschen Institute ausgemacht hatte, hat bereits am Donnerstag ihren Plan veröffentlicht. Das Institut will das Loch ohne erneute Staatshilfe stopfen. Die Deutsche Bank hatte bereits im Dezember deutlich gemacht, dass sie die Anforderungen der Regulierer aus eigener Kraft erfüllen wird. Insgesamt fehlen sechs deutschen Banken nach den EBA-Daten 13,1 Milliarden Euro. Kapitalbedarf machten die Aufseher auch bei der genossenschaftlichen DZ Bank sowie den Landesbanken Helaba, WestLB und NordLB aus. (APA)