Die Zukunft der Care-Ökonomie beschäftigt derzeit viele ÖkonomInnen, Organisationen und Interessenvertretungen. Erst vor kurzem haben sich Arbeiterkammer und Industriellenverband gemeinsam an die Öffentlichkeit gewandt, um eine Umschichtung der Sozialausgaben von Geld auf Sachleistungen zu erwirken. Auch die Grünen sind für eine Reform der Familienförderung, und im März 2011 hat eine von AK und ÖGB beauftragte Studie ergeben, dass der Umbau der Familienförderung auf Sachleistung (Stichwort Kinderbetreuungsplätze) auch als Jobmotor ernst zu nehmen sei. 

Mit der Care-Arbeit, also der Sorge und der bezahlten wie auch unbezahlten Versorgung anderer Mitmenschen, beschäftigt sich auch die neue Ausgabe des Periodikums "Kurswechsel". Die Zeitschrift für gesellschafts-, wirtschafts- und umweltpolitische Alternativen sieht in der Care-Ökonomie ein "unterschätztes Potenzial", wie es im Editorial heißt. Mit dem Schwerpunktthema solle der Care-Ökonomie die Stärke und Präsenz gegeben werden, die sie wirklich verdient.

Aus dem Inhalt

Das Heft wartet u. a. mit einem Artikel der Ökonominnen Luise Gubitzer und Katharina Mader auf, in dem die wichtigsten Begriffe der Care-Forschung sowie der Beitrag des Ausbaus von Care-Leistungen zur Stabilisierung des Wirtschaftswachstums dargestellt werden. Birgit Trukeschitz plädiert in ihrem Artikel für einen Perspektivenwechsel in der aktuell geführten Qualitätsdiskussion in der Pflege. Francesca Bettio und Fernanda Mazzotta untersuchen die verschiedenen Pflegebedingungen in Europa. Der Beziehung zwischen Produktion, Organisation der Care-Ökonomie und dem Sozialstaat widmet sich die Schweizer Ökonomin Mascha Madörin.

Warum vor allem Frauen in der Care-Ökonomie arbeiten und warum dieser Bereich für Männer so wenig attraktiv scheint, zeigt der Psychoanalytiker und Sozialwissenschafter Erich Lehner in seinem Beitrag über die Auswirkungen der Care-Arbeit auf Männlichkeitskonstruktionen.

Heftpräsentation mit Diskussion

Das neue Heft wird am 2. Februar im Rahmen einer Diskussion im Republikanischen Club in Wien präsentiert. Alban Knecht und Katha­rina Mader diskutieren unter der Moderation von Julia Hofmann zum Thema "Inves­ti­tio­nen in soziale Dienst­leis­tun­gen zah­len sich aus. Care Ökono­mie - unter­schätz­tes Potenztial!". (red)