Bild nicht mehr verfügbar.

Timoschenko auf einem Plakat.

Foto: Foto:Sergei Chuzavkov/AP/dapd

Kiew - Die Tochter der inhaftierten ukrainischen Oppositionsführerin Julia Timoschenko sorgt sich um das Leben ihrer Mutter. "Sie haben eine Linie überschritten, jenseits derer das Leben meiner Mutter in Gefahr ist", sagte Jewgenija Timoschenko in einem am Freitag publizierten Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. Staatspräsident Viktor Janukowitsch habe nämlich keine der bisherigen Gelegenheiten genutzt, seine Gegenspielerin freizulassen.

Timoschenko war im Oktober wegen eines angeblich schädlichen Gas-Geschäfts mit Russland während ihrer Amtszeit als Regierungschefin zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Janukowitsch kündigte damals an, sich für eine Änderung des noch aus Sowjetzeiten stammenden Strafrechts einsetzen zu wollen, das solche Strafen vorsieht. Allerdings scheiterte ein entsprechender Gesetzesbeschluss im Parlament am Widerstand der Janukowitsch' "Partei der Regionen". Der Ex-Präsident betonte danach jedoch, "mehr als jeder andere an einem schnellen Ende dieser Sache interessiert" zu sein und machte sich öffentlich neuerlich für eine Gesetzesänderung stark.

Der Gesundheitszustand von Timoschenko soll sich in den vergangenen Monaten rapide verschlechtert haben. Ihr Anwalt berichtete, dass sie wegen starker Rückenschmerzen nicht einmal mehr aufstehen könne. Nach Angaben ihrer Ärzte wurden Timoschenko im Gefängnis auch KO-Tropfen verabreicht. Timoschenkos Mitstreiter während der Orangenen Revolution, der frühere Präsident Viktor Juschtschenko, war während des Wahlkampfes 2004 durch einen Dioxinanschlag schwer entstellt worden und musste wochenlang in Wien behandelt werden.

Jewgenija Timoschenko rief den Westen auf, den Druck auf die ukrainische Regierung zu verstärken. Dabei sollen auch Sanktionen gegen Janukowitsch persönlich erwogen werden, etwa ein Einreiseverbot in die EU. Die 31-Jährige ist die einzige enge Verwandte Timoschenkos, die sich noch in der Ukraine aufhält. Der Ehemann der Oppositionsführerin, Olexandr, hatte kürzlich in Tschechien um Asyl angesucht, weil er befürchtete, ebenfalls festgenommen zu werden. Jewgenija Timoschenko besucht ihre Mutter zwei Mal wöchentlich in dem 600 Kilometer von Kiew entfernt gelegenen Gefängnis. Sie bestätigte, dass die Politikerin seit Anfang November wegen Rückenschmerzen nicht mehr ohne Hilfe aus dem Bett komme.

Die Behörden verweigerten ihr eine ärztliche Behandlung, weil sie nur Turnübungen brauche. "Wenn ich sie besuche, muss ich ihr aufhelfen. Ich muss sie stützen, ihr beim Aufstehen helfen und es ist offenkundig, dass ihr die kleinste Bewegung starke Schmerzen bereitet. Sie ist sehr blass und schwach", berichtete Jewgenija Timoschenko. Sie warf den Behörden vor, ihre Mutter "seelisch brechen" zu wollen, unter anderem durch eine rigorose Videoüberwachung. Die hochauflösende Kamera leuchte die gesamte Zelle aus und man könne auf den Aufnahmen sogar erkennen, was Timoschenko niederschreibe. (APA/Reuters)