Tokio - Mehr als zehn Monate nach der Havarie im japanischen Atomkraftwerk Fukushima ist die Radioaktivität im Inneren immer noch hoch. Die ersten Bilder aus dem Reaktor 2 seit der Kernschmelze zeigen weiter hohe Strahlung, Dampf und rostige Metallteile, teilte die Betreiberfirma Tepco am Donnerstag mit. Kritik kam erneut von der Umweltschutzorganisation Global 2000.

Tepco hatte die Fotos mit Hilfe einer ferngesteuerten Sonde von 8,5 Millimeter Durchmesser gemacht. Es sei zwar kein Brennstoff und kein Kühlwasser gesehen worden, die Temperaturen seien jedoch konstant und die Schäden durch das Erdbeben im März hielten sich in Grenzen, sagte ein Sprecher. Einige der Teile, die im Sicherheitsbehälter fotografiert wurden, konnten bisher noch nicht zugeordnet werden. Laut Tepco zeigen die Bilder auch die innere Wand des durch Hitze und Feuchtigkeit stark angegriffenen Behälters.

Die Firma hofft, mit den Untersuchungen Risse und Löcher zu entdecken und besser reparieren zu können. Außerdem registriert die Sonde auch unter anderem die Temperatur. Am Donnerstag wurden innerhalb des Sicherheitsbehälters den Angaben zufolge 44,7 Grad Celsius gemessen. Der Wert bestätigt die japanische Regierung, die das Kernkraftwerk im Dezember als stabil bezeichneten hatte. Das gilt nur, wenn es im Reaktorkern kühler als 100 Grad heiß ist.

Wasserstand wohl niedriger als erwartet

Nach der ersten 70-minütigen Messung am Donnerstag sollen auch Bilder aus den zwei weiteren Reaktoren gemacht werden, in denen es zur Kernschmelze kam. Tepco sieht den ersten Versuch als Erfolg. "In Anbetracht der schwierigen Verhältnisse haben wir es ganz gut bewältigt", sagte der Sprecher. Es sei ein erster Schritt. "Leider haben wir kein Anzeichen des Brennstoffes entdeckt". Auch sei kein Kühlwasser zu sehen. Das deute darauf hin, dass der Wasserstand niedriger sei als erwartet, und stelle damit die Genauigkeit der bisherigen Messgeräte infrage.

Kritik an den Messungen übte Atomexperte Reinhard Uhrig von Global 2000 im Gespräch mit der APA: "Dampf und radioaktive Gase würden die Sicht behindern, sagte der Betreiber und bekräftigte, dass der Reaktor sich in Kaltabschaltung befindet - dies ist aber ein Widerspruch in sich: Der heutige Versuch bestätigt unsere Einschätzung direkt nach der Jubelmeldung von Tepco Mitte Dezember, dass sich eben auch der havarierte Reaktor 2 nicht im Zustand der Kaltabschaltung (cold shutdown) befindet: Wären die geschmolzenen Brennelemente unter 100 Grad heiß, würde kein Wasserdampf entstehen."

Das Atomkraftwerk war bei einem Erdbeben und nachfolgenden Tsunami im März 2011 schwer beschädigt worden, sodass das Kühlsystem ausfiel. Es war die schlimmste Atomkatastrophe seit der Explosion eines Reaktors im ukrainischen Tschernobyl. (APA)