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Olympiasieger Jiri Raska starb am Freitag im 71. Lebensjahr daheim in Mähren.

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Prag - Als wunderbaren Sprung "in nicht endender Stille, der ein kurzes Menschenleben dauerte" beschrieb der Schriftsteller Ota Pavel einst jenen Satz auf 79 Meter, mit dem Jiri Raska in die Herzen seiner Landsleute sprang. Er gelang 1968 in Grenoble, im ersten Durchgang der Konkurrenz auf der Normalschanze. Trotz eines schwächeren zweiten Sprungs gewann Raska vor den Österreichern Reinhold Bachler und Baldur Preiml und besorgte der Tschechoslowakei das erste olympische Gold bei Winterspielen. Für seine Tat wurde der Sohn eines Schusters aus Mähren vom Staat insgeheim mit 10.000 Kronen und einem Fernseher belohnt. Die offizielle Prämie, ein Auto von Skoda, durfte Amateur Raska nicht annehmen. Er fuhr den Wagen dennoch mit einem Werks-kennzeichen, um ihn ein Jahr später günstig zu kaufen.

Raska war nicht nur aus sportlichen Gründen populär. Im Sommer nach seinem Triumph unterzeichnete er das von Ludvik Vaculik, einem späteren Mitglied der Gruppierung "Charta 77" verfasste Manifest "2000 Worte", einen der wichtigsten Texte zum "Prager Frühling". Geschadet hat Raska das öffentliche Bekenntnis zum Liberalisierungsprogamm von KP-Chef Alexander Dubcek auch nach dem Einmarsch der Truppen des Warschauer Pakts nicht. Er war zu erfolgreich. Bei den Heimweltmeisterschaften 1970 in der Hohen Tatra gewann er vor 100.000 Zusehern auf der Großschanze Silber, 1971 entschied er ohne Einzelsieg die Vierschanzentournee für sich.

Ab 1974 wirkte Raska nebenbei als Trainer, zwei Jahre später löste er das Versprechen ein, seine aktive Karriere im Fall einer Niederlage gegen einen Junior zu beenden. Zwischen 1994 und 1996 betreute der Großvater der Skispringer Jan und Jiri Mazoch das Nationalteam. Tschechiens Jahrhundert-Skisportler starb am Freitag in Novy Jicin bei Ostrau. (lü, DER STANDARD Printausgabe, 21./22.1.2012)