Sonja Zietlow und Dirk Bach retten das Dschungelbuch auch nicht mehr.

Foto: RTL

Wenn in einer RTL-Trashsendung ein Nacktmodel nahezu angefleht wird, sich doch bitte endlich etwas anzuziehen, dann läuft's nicht richtig rund. Zu beobachten ist das derzeit im sechsten RTL-Dschungelcamp, täglich 22.15 Uhr.

Erneut hockt eine Handvoll bemitleidenswerter Kreaturen im australischen Dschungel, kämpft dort gegen Langeweile und um Essen. Allerdings sind die Bewohner der Dschungel-WG selbst so fad wie der zu Tode gegarte Reis auf der Feuerstelle. Offenbar gibt es nur ein Ziel: irgendwie überleben und die Zeit absitzen.

Das ist menschlich verständlich, trägt aber wenig zur Belustigung der Zuseher bei. Keine Frage: Man kann das Dschungelcamp saublöd finden oder auch saukomisch. Aber da müsste zuerst was passieren.

Immerhin: Nacktmodel Micaela müht sich nach Kräften, streckt allem und jedem ihren blanken Silikonvorbau und andere Rundungen entgegen. Die Reaktion ist gleich null, alle sind bloß genervt. Auch die Dschungelprüfungen bieten kaum Abwechslung. Maden mampfen, mit Ratten in irgendwelche Löcher kriechen, sogar das nützt sich ab, man hat es schon zu oft gesehen.

Bleiben noch die Moderatoren Sonja Zietlow und Dirk Bach mit ihren bösen Sprüchen über die Campbewohner. Die retten das Dschungelbuch auch nicht mehr. Zu oft werden die Camper als verkrachte und verschuldete Existenzen verhöhnt.

Nicht, dass man mit selbigen Mitleid haben müsste - es wird ja niemand gezwungen, in den Urwald zu gehen. Aber es ist doch nicht mehr als das Abspielen einer hinlänglich bekannten Schallplatte. Und so muss man, trotz häufiger Flatulenzen der Camp-Bewohner, konstatieren: Die Luft ist einfach raus. (Birgit Baumann, DER STANDARD; Printausgabe, 21./22.1.2012)