Über Cádiz und Paraguay ins Eldorado: "Candide" mit Jennifer O'Loughlin, Stephen Chaundy.

Foto: Barbara Palffy/Volksoper

Wien - "Der endlose Candide ...", jammerte Leonard Bernstein 1955 in einem Brief an Martha Gellhorn. Seit drei Jahren hatte sich die Arbeit daran schon hingezogen - Librettistin Lillian Hellman hatte sich mit der bühnentauglichen Umsetzung von Voltaires Klassiker schwergetan.

Insgesamt ist der flotte Zweistünder als eine Hommage an Europas musikalische Vielfalt gedacht: Polka, Walzer, Mazurka und Gavotte tänzeln fröhlich durch die Partitur - wenn Bernstein nicht, wie in Venice Gavotte, seine kontrapunktischen Fähigkeiten demonstriert. Zu viel Raffinesse war wohl ein Grund, warum für die Broadway-Produktion 1957 nach nur zweimonatiger Spielzeit der letzte Vorhang fiel.

Als "ganz entzückende, durchaus aktuelle Geschichte" bezeichnete Loriot "das Musical der Herren Voltaire und Bernstein". Der leise Humorist hat vor lauter Begeisterung über das Werk denn auch Zwischentexte für eine Konzertfassung verfasst - die nun an der Volksoper aufgeführt wird. Hausherr Robert Meyer gibt den Erzähler, den arglosen Titelhelden singt Stephen Chaundy, seine Angebetete Jennifer O'Loughlin; Morten Frank Larsen hat in der Doppelrolle des Dr. Pangloss / Martin Optimismus und Pessimismus zu verkörpern.

Nicht mit dabei sind leider Marjana Lipovsek (hätte als Old Lady singen sollen) und Hausdramaturg und Bühnenjunkie Christoph Wagner-Trenkwitz (hätte ursprünglich gar nichts singen sollen, ist aber in konzertanten Produktionen immer amüsant). (Stefan Ender, DER STANDARD - Printausgabe, 21./22. Jänner 2012)