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Wegen seiner kritischen Bücher verlor Boualem Sansal seinen Posten im algerischen Industrieministerium.

Foto: EPA/ARNE DEDERT

Innsbruck - Am Montag liest der algerische Schriftsteller Boualem Sansal, 2011 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet, in Innsbruck. Das Literaturhaus am Inn ist seine einzige Lesestation in Österreich. Sansal zählt zu den bedeutendsten zeitgenössischen Autoren in französischer Sprache. Seine Werke sind in Algerien verboten, dennoch lebt er nach wie vor dort.

Sansal (geb. 1949) wächst vaterlos mit seinen drei Brüdern in einem kleinen Ort im Südwesten Algeriens auf. Während des Krieges in den 50ern flieht die Familie nach Algier. Sansals spätere Karriere verläuft steil, er wird Generaldirektor einer Consulting-Firma, dann Berater des Handelsministeriums, später Generaldirektor im Ministerium für Industrie. Zum Schreiben findet er über seinen Freund, den Autor Rachid Mimounis.

Sein erster Roman, Der Schwur der Barbaren ("Le serment des barbares"), entsteht, als der islamistische Terror in Algerien zunimmt. Sansals Verlag Gallimard rät ihm, den Roman unter Pseudonym zu veröffentlichen, was er ablehnt. Nach der Veröffentlichung und nach kritischen Äußerungen gegenüber Präsident Bouteflika wird Sansal aus dem Amt entlassen. Neue Beschäftigung findet er keine mehr. Er wird von den Offiziellen in Politik und Gesellschaft verachtet und von den Islamisten bedroht.

Bislang hat Boualem Sansal fünf Romane und den Essay Postlagernd: Algier (Poste restante: Alger) vorgelegt. Seit 2003 erscheinen die Bücher auch auf Deutsch (Merlin-Verlag). (Dorothea Nikolussi-Salzer, DER STANDARD - Printausgabe, 21./22. Jänner 2012)