Bregenz - Auf Vorarlbergs Skipisten sind mit der Novellierung des Skischulgesetzes neue Zeiten angebrochen. Das Monopol der Skischulen ist Vergangenheit, durch konzessionierte Skilehrer wurde das Ausbildungsangebot bunter.

Erich Melmer, seit 23 Jahren Obmann des Vorarlberger Skilehrerverbands, sieht gerade deshalb schwarz. "Äußerst negativ" wirke sich das neue Gesetz auf Skischulen und Gäste aus. Die Schulen litten unter Personalmangel, und die Gäste seien ob der Neuregelung verwirrt. Was Melmer, den Skischulbesitzer aus dem Klostertal, besonders wurmt: "Die selbstständigen Lehrer machen überall Werbung und sind auch noch billiger als die Schulen."

Nicht EU-konform

Melmer spart nicht mit Kritik an der Politik: "Das Gesetz wurde gegen unseren Willen beschlossen, husch, pfusch, auf Gedeih und Verderb." Die Novelle wurde notwendig, da das Skischulgesetz nicht EU-konform war.

140 Skilehrer und -lehrerinnen haben laut Melmer um eine Konzession angesucht, 126 Bewilligungen wurden von der Landesregierung nach Prüfung der Anträge durch den Verband ausgestellt. Ein Drittel davon an Vorarlberger. Melmer befürchtet nun, dass einheimische Skilehrer zur Minderheit werden: "Die Anfragen aus Innerösterreich und Deutschland nehmen ständig zu, nächstes Jahr werden es dreimal so viel sein." Ähnlich sei die Situation bei der Skilehrerausbildung: "Früher hatten wir bis zu 95 Prozent Vorarlberger, jetzt nur noch die Hälfte."

"Leute verdienen nichts"

Schuld sei die Krankenkasse, die Skischulen zur Anstellung der Lehrer verpflichte. Die Skischulen hatten bis 2010 mit der Begründung, ihre Lehrer seien Gesellschafter der Schulen, Sozialversicherungsbeiträge verweigert. Melmer zur Versicherungspflicht: "Jetzt verdienen die Leute nichts mehr, da will doch keiner mehr Skilehrer werden." Besuchten in den Vorjahren noch bis zu 400 Kandidaten die Anwärter- und Landeslehrerkurse, waren es zuletzt nur mehr 200.

Ganz anders beurteilen selbstständige Skilehrer die neue Situation. Bernd Eichwalder, der noch im Vorjahr in Oberlech als Initiator des ersten Betriebsrats einer österreichischen Skischule für bessere Arbeitsbedingungen gekämpfte hatte, ist einer der "Konzessionierten". Der Diplomskilehrer freut sich über die neue Freiheit, "keine Uniform mehr, kein Druck", besonders aber über die Solidarität in der Szene: "Da gibt's keinen Neid, man hilft sich."

"Den besten Skilehrer"

Wie die meisten der erfahrenen Skilehrer hat Eichwalder einen großen Stammkundenstock: "Es stimmt überhaupt nicht, dass Gäste über die neue Situation klagen. Die Leute wollen einen guten, den besten Skilehrer, egal ob der über eine Schule vermittelt wird oder selbstständig ist."

Organisatorische Hilfestellung bekommen die freien Skilehrer über die neue Agentur "Fun and Snow" von Katrin Gottemeier. Die Bankkauffrau aus dem Ruhrpott, seit vier Jahren in Oberlech daheim, hat 20 diplomierte Skilehrer und Skiführer im Team. Sie beschreibt sich als "Kontaktperson zwischen Gästen, Skilehrern, Hotels". Vorwürfe, die konzessionierten Skilehrer würden die Preise drücken, weisen Eichwalder wie Gottemeier zurück: "Die Preise sind die gleichen wie in der Skischule." Ein Privatlehrer in Lech kostet für zwei Personen 280 Euro am Tag. (Jutta Berger, DER STANDARD, Printausgabe, 21/22.1.2012)