Jaipur - Nach einer Lesung von Passagen aus Salman Rushdies umstrittenem Roman "Die satanischen Verse" auf Indiens größten Literaturfestival haben Islamisten mit einer Klage gedroht. Die Lesung sei ein Verstoß gegen das Gesetz, und die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden, sagte Engineer Salim vom Dachverband Rajasthan Muslim Forum am Samstag der Nachrichtenagentur AFP. Der im Jahr 1988 veröffentlichte Roman wird von vielen Muslimen als blasphemisch angesehen und ist in Indien verboten.

Mit der Lesung auf dem größten Literaturfestival Indiens in Jaipur hatten die Schriftsteller Hari Kunzru und Amitava Kumar am Freitag gegen Drohungen von Islamisten gegen den Briten Rushdie protestiert. Dieser hatte seine Teilnahme an dem Festival aus Sorge vor einem Mordanschlag abgesagt. Ursprünglich sollte der in Indien geborene Schriftsteller zur Eröffnung des Festivals eine Rede halten. Radikale muslimische Gruppen hatten sich aber massiv gegen Rushdies Besuch ausgesprochen und zu Protestkundgebungen aufgerufen.

Mohammad Nazimuddin von der islamistischen Bewegung Jamaat-e-Islami Hind nannte die Lesung eine "provokante Handlung, die für Unruhe sorgen kann". Es werde eine Beschwerde bei der Polizei vorbereitet. Die Organisatoren des Festivals distanzierten sich von der Lesung und versprachen, gegen jeden Gesetzesverstoß vorzugehen. Rushdie hatte jahrelang im Verborgenen leben müssen, nachdem das geistliche und politische Oberhaupt des Irans, Ayatollah Khomeini, im Jahr 1989 in einer Fatwa zur Tötung Rushdies aufgerufen hatte. (APA)