Guadalajara - Ein kürzlich in Mexiko ausgehobener Babyhändlerring ist mehr als 20 Jahre lang aktiv gewesen. Aus Dokumenten, die im Zuge der Ermittlungen in einer Anwaltskanzlei beschlagnahmt wurden, gehe hervor, dass das Netzwerk bereits im Jahr 1990 Genehmigungen für Adoptionen bekommen habe, sagte eine Behördenvertreterin des Bundesstaates Jalisco am Freitag.

Die Kinderhändler sollen Babys und Kleinkinder nach Irland sowie nach Italien verkauft haben. Die Ermittler fanden bei ihren Durchsuchungen unter anderem Geburtsurkunden, Adoptionspapiere und Quittungen, die zu den leiblichen Müttern der Kinder geschickt wurden. Wie viele Kinder nach Italien und Irland verkauft wurden, konnte die Beamtin nicht sagen.

Neun Verdächtige

In der vergangenen Woche hatten die Behörden des Bundesstaates Jalisco neun Verdächtige - zwei Männer und sieben Frauen - festgenommen und 15 irische Staatsbürger befragt. Die Iren wurde nicht angeklagt. Ob sie von den illegalen Machenschaften wussten, ist unklar.

Unter den Festgenommenen war eine 21-Jährige, die von ihrer Familie verraten wurde. Die Familie hatte mitgehört, wie die Frau über den Verkauf ihrer beiden Söhne verhandelte. So kam es zu den Ermittlungen. Die Behörden fanden bei den verdächtigen Frauen insgesamt zehn Kinder. Vier von ihnen wiesen nach Angaben der Staatsanwaltschaft Anzeichen sexueller Misshandlung auf.

Das Netzwerk hatte offenbar durch Kleinanzeigen in der lokalen Presse für sich geworben. Es hatte den Frauen, die sich zum Verkauf ihres Neugeborenen an die adoptionswilligen Europäer entschlossen, umgerechnet 70 Euro pro Schwangerschaftswoche gezahlt und die medizinische Versorgung organisiert. (APA)