Washington - Wettbewerb gehört für die US-Republikaner zu den Grundpfeilern ihres Wirtschaftsverständnisses. Auch auf dem Markt der republikanischen Präsidentschaftsbewerber, der sich zu einem Romney-Monopol zu entwickeln schien, herrscht seit Samstag wieder echte Konkurrenz. Bei den Vorwahlen in South Carolina ließ Newt Gingrich den bisherigen Favoriten Mitt Romney deutlich hinter sich. Um das Rennen länger offen zu halten, fehlt dem früheren Chef des Repräsentantenhauses aber vor allem eines: Geld.

Romneys Nominierung schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein, als die Partei ihn zum knappen Sieger der Vorwahl in Iowa erklärte und der Ex-Gouverneur von Massachusetts einen klaren Erfolg in New Hampshire einfuhr. Auch in South Carolina sahen Meinungsforscher Romney kürzlich noch fast 20 Prozentpunkte vor Gingrich.

Brillante TV-Debatte

Dann überschlugen sich am Donnerstag jedoch die Ereignisse: Nach einer Korrektur der Resultate in Iowa erkannte die Partei Romney den Sieg dort wieder ab und erklärte stattdessen den christlich-konservativen Ex-Senator Rick Santorum zum Gewinner. Fast zeitgleich stieg der Gouverneur von Texas, Rick Perry, aus dem Rennen aus und stellte sich hinter Gingrich. Dieser brillierte am Donnerstagabend schließlich in einer TV-Debatte, während Romney wegen ausweichender Antworten zur Offenlegung seiner Steuerunterlagen ausgebuht wurde.

Das Endergebnis in South Carolina war erstaunlich deutlich: Gingrich holte 40,4 Prozent, Romney nur 27,8 Prozent. Auf Santorum entfielen 17 Prozent, der texanische Abgeordnete Ron Paul bekam 13 Prozent. In seiner Rede am Wahlabend arrangierte sich Romney mit der neuen Situation. "Ich schrecke vor Wettbewerb nicht zurück", sagte der frühere Fondsmanager.

Der Politikwissenschafter Matt Dickinson vom Middlebury College sieht Romney noch immer als aussichtsreichsten Bewerber. Die politischen "Fundamentaldaten" wie Spendengelder, Wahlkampforganisation und Rückhalt im Partei-Establishment sprächen weiter für den Ex-Gouverneur, sagte er. Gingrich stelle aber eine Gefahr dar, wenn er den zersplitterten erzkonservativen Flügel hinter sich vereinen und sich als eine Art "Anti-Mitt" positionieren könne.

Romneys Steuererklärung

Romney hat bei konservativen Kernthemen wie Abtreibungsverbot oder Homosexuellen-Rechten einst vergleichsweise liberale Haltungen eingenommen, sein mormonischer Glaube ist vor allem den evangelikalen Christen suspekt. Neu auf Romneys Problemliste kamen zuletzt die Diskussion um seine Steuererklärung und der Vorwurf, als Chef der Investmentfirma Bain Capital exorbitante Profite zu Lasten von Arbeitsplätzen in den USA eingefahren zu haben.

Dagegen stellt sich Gingrich als der echte Konservative im Rennen dar. Delikate Interviewäußerungen einer seiner beiden Ex-Frauen über eine angeblich von Gingrich verlangte "offene Ehe" schadeten ihm nicht. Auch wenn dieses Partnerschaftsmodell in konservativen Wählerkreisen vermutlich nicht gepflegt und darüber hinaus verdammt werden dürfte, konnte Gingrich die Empörung geschickt auf die "verabscheuungswürdige" Berichterstattung der liberalen "Elitemedien" umleiten.

Spendenaufruf Gingrichs

Gingrich ist lange genug in der US-Politik, um zu wissen, dass gewisse Ämter ohne das nötige Kleingeld nicht zu erreichen sind. Am Samstag rief er seine Anhänger zum Spenden auf, um sich der finanziellen Feuerkraft Romneys erwehren zu können. Auch seine Organisation muss er dringend auf Vordermann bringen, um Wähler in allen Bundesstaaten zu mobilisieren.

Alle Augen richten sich nun auf Florida, das am 31. Jänner seine Vorwahlen abhält. Der bevölkerungsreiche Bundesstaat sei das "Epizentrum" des Nominierungsprozesses, sagte die Professorin Susan MacManus von der University of South Florida. "Wenn ein Republikaner in Florida nicht gewinnen kann, dann wird er wahrscheinlich nicht das Weiße Haus gewinnen." In Umfragen lag Romney hier zuletzt im Schnitt mit 18,5 Prozentpunkten vor Gingrich in Führung. Einen derartigen Vorsprung hatte er aber auch schon in South Carolina verspielt. (APA)