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Sebastian Prödl realisiert die Verletzung. Er fällt lange aus, fehlt im Länderspiel am 29. Februar in Klagenfurt gegen Finnland.

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Kaiserslautern - Als die Mediziner in der Westpfalz-Klinik am Samstagabend noch mit der Untersuchung des schwerverletzten Sebastian Prödl beschäftigt waren, empfahl Klaus Allofs dem Schiedsrichter-Team bereits den Gang zum Augenarzt. "Im ganzen Stadion haben nur drei Leute das Foul nicht gesehen - und die, die am Bierstand waren", schimpfte der Geschäftsführer von Werder Bremen nach dem 0:0 zum Rückrundenstart in und gegen Kaiserslautern. Allofs Ärger war spätestens nach der Diagnose verständlich: Prödl erlitt einen Oberkiefer- und Nasenbeinbruch sowie eine Gehirnerschütterung. Er fällt mindestens zwei Monate aus. "Es geht mir ehrlich gesagt dreckig", teilte der 24-jährige Steirer auf seiner Homepage mit.

Der Grund für die Verletzung des österreichischen Nationalkickers und den Frust von Allofs war eine Szene in der 24. Minute. Kaiserslauterns Stürmer Dorge Kouemaha wollte per Fallrückzieher im eigenen Strafraum klären und traf dabei Prödl mit voller Wucht im Gesicht. Nach einer langen Behandlung auf dem Platz musste der stark blutende Innenverteidiger auf einer Trage abtransportiert werden. Der fällige Elfmeter-Pfiff von Schiedsrichter Robert Hartmann blieb aber aus. Das brachte Werders Coach Thomas Schaaf derart auf die Palme, dass er den Unparteiischen sogar der Lüge bezichtigte. "Das ist unfassbar für mich. Der Schiedsrichter hat mir in der Halbzeit gesagt, dass er es nicht gesehen hat. Die Aufnahmen widerlegen es. Er hat es gesehen, und dafür habe ich kein Verständnis", sagte Schaaf. Im Gegensatz zum Schiedsrichter war Kouemaha kaum ein Vorwurf zu machen. Der Kameruner hatte den nach vorn stürmenden Prödl bei seinem Rettungsversuch nicht wahrgenommen. "Das tut mir sehr leid, aber ich habe ihn nicht gesehen", sagte der Angreifer, der sich in der Bremer Kabine die Handy-Nummer Prödls besorgte.

Nach Ansicht von Allofs war die Szene entscheidend. "Dabei geht es nicht nur um den Elfmeter, sondern auch darum, dass Sebastian für den Rest des Spiels ausfiel. Gerade bei Standards ist er eine zusätzliche Waffe für uns."

Prödls Vertrag lauft im Sommer aus, Werder möchte ihn behalten, die Verletzung sollte bei den Verhandlungen keine Rolle spielen. Am Sonntag kam beim Patienten leichter Optimismus auf: "Der Weg zurück wird nicht einfach, aber ich weiß schon jetzt, dass mich die Unterstützung durch meine Familie, Freundin, Freunde, Verein und alle Fans bald zu alter Stärke zurückführen wird."

In der deutschen Bundesliga häufen sich die schweren Gesichtsverletzungen. Prödls Vorgänger waren Michael Ballack, Klaas-Jan Huntelaar (beide Nasenbeinbruch), Neven Subotic (Mittelgesichtsfraktur), Christian Tiffert (tiefe Platzwunde), Sven Bender (doppelter Kieferbruch) und Benedikt Höwedes (Jochbeinbruch). Letztgenannter stieß übrigens mit seinem Schalker Kollegen Marco Höger zusammen. (red, DER STANDARD, Printausgabe, 23.1.2012)