Pristina - Tausende Albaner haben am Sonntag im Kosovo erneut gegen Serbien demonstriert. Anhänger der drittgrößten Parlamentspartei "Vetevendosje" (Selbstbestimmung) versammelten sich vor den Grenzübergängen Merdare und Dheu i Bardhe nördlich und östlich der Hauptstadt Pristina, um serbische LKW an der Einreise ins Kosovo zu hindern. Starke Polizeikräfte der albanisch geführten Kosovo-Regierung hinderten die Demonstranten daran, zu den Grenzübergängen selbst vorzudringen.

Eine Gruppe von Aktivisten wurde bei Podujevo gestoppt. Der Protest der Oppositions-Bewegung zielt darauf darauf ab, die zwei wichtigsten Grenzübergänge zu Serbien - Merdare und Dehu i Bardhe (Bela Zemlja) - für den Warenimport aus Serbien zu sperren. De Aktivisten versammelten sich schon am Vormittag vor dem Parteisitz in der kosovarischen Hauptstadt, um sich in zwei Kolonnen zu den zwei Grenzübergängen zu begeben.

Parteichef Albin Kurti versprach Medien gegenüber ruhige Protestkundgebungen an der Grenze. Laut dem Internetportal "Gazeta Express" lag die Teilnehmerzahl zuerst wesentlich höher als am 14. Jänner. Damals wurde die Demonstrantenzahl an den zwei Grenzübergängen auf bis zu 3.000 Personen geschätzt.

Starke Polizeikontrollen wurden bereits am Vormittag an den Verkehrswegen von Prishtina zu den zwei Grenzübergängen vorgenommen. Die Demonstranten sollen offenbar gar nicht durchgelassen werden. Seitens der Polizei wurde zuvor angekündigt, dass alle notwendigen Maßnahmen getroffen würden, um den freien Menschen- und Warenverkehr über die zwei Grenzübergänge und auf dem gesamten Landesgebiet zu sichern. An die Bürger wurde gleichzeitig appelliert, jegliche gesetzwidrigen Vorgangsweisen zu vermeiden und nicht auf die Provokationen einzugehen.

"Vetevendosje" will auf die Protestkundgebungen an den Grenzübergängen nicht verzichten, auch wenn ihr das Parlament durch seine Entscheidung vom letzten Freitag die gesetzliche Grundlage dazu entzogen hatte. Mit einem Parlamentsbeschluss wurde nämlich die Unterstützung für die im Dialog mit Belgrad bisher erzielten Vereinbarungen bekundet und die Regierung für eventuelle Reziprozitätsmaßnahmen zu Serbien beauftragt.

Gleichzeitig wurde ein früherer Parlamentsbeschluss außer Kraft gesetzt, mit welchem von der Regierung politische, wirtschaftliche Reziprozitätsmaßnahmen zu Serbien gefordert worden waren. Die "Vetevendosje" will die jüngste Parlamentsentscheidung nun vor dem Verfassungsgericht anfechten. Für die heutige Proteste wurde laut Medienberichten seitens der "Vetevendosje" auch gar keine Genehmigung von der Polizei beantragt.

Kurti warf am Samstag dem Premier Hashim Thaci vor, in den vergangenen Jahren zwei Geheimtreffen mit dem serbischen Staatschef Boris Tadic abgehalten zu haben. Er forderte eine öffentliche Information dazu. (APA)