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In Kitzbühel hatte die Wehmut keinen Platz in Didier Cuche. Die kam, als er sich am Sonntag ins Auto setzte.

Foto: APA/ROLEX/KURT ARRIGO

Kitzbühel - "Schön, dass es jetzt fertig ist. Das ist ein ganz besonderer Moment", sagte Didier Cuche, der bei seinem fünften und letzten Abfahrtstriumph auf dem unteren Teilstück der Streif ganz sicher nicht eingefädelt hatte. Und dann schilderte der 37-Jährige dem Standard sein letztes Spiel mit den Gondeln als Aktiver.

"Zur Besichtigung bin ich mit der Franz-Klammer-Gondel hoch gefahren. Das war purer Zufall. Und als es zum Rennstart ging, kam die Nummer 82. Ich hab auswendig gewusst, dass das die Gondel von Marco Büchel ist, ich war ja im Sommer bei der Einweihung dabei. Und ich habe gewusst, dass die nächste meine ist. Normal warte ich ja nicht, aber die paar Sekunden habe ich gewartet und bin in meiner hoch. Dann habe ich auf den Zettel geschaut und mir gedacht, es wäre schön, wenn da noch eine Zeile dazukommt."

Der Zettel ist jene Metallplatte, auf der die Taten jener eingraviert sind, nach denen die Gondeln der Hahnenkamm-Bahn benannt sind. Wenn der Graveur fertig ist, werden bei Cuche fünf Abfahrtssiege und einer im Super-G stehen. Bei Franz Klammer stehen vier Abfahrtssiege. Und bei Hermann Maier einer in der Abfahrt und fünf im Super-G.

"Jetzt läuft einmal der Traum ab." Die Wehmut, sagte Cuche, ehe er sich die Abschlussgala im VIP-Zelt gab, werde aber ziemlich sicher kommen. "Wenn ich mich ins Auto setze und heimfahre, wenn es ruhig wird nach dem Sturm."

Der Westschweizer, der hier 1998 in einer Sprintabfahrt in zwei Durchgängen zum ersten Mal siegte, ist zwar durchaus noch konkurrenzfähig. Doch seinen Entschluss, per Saisonende zurückzutreten, wird er nicht revidieren. Die Schmerzen wären zwar größer gewesen, hätten sie die Abfahrt abgesagt, aber erträglich. Dass heuer wetterbedingt die Abfahrt mit dem Start bei der Alten Schneise nur eine Miniaturausgabe war, sei für ihn dadurch kompensiert worden, dass er im Training auf der ganzen Strecke der Schnellste gewesen sei.

Des Schweizers Stolz

"Es ist schön, das Gefühl zu haben, dass man einen Berg von oben bis unten beherrscht. Auf das bin ich stolz." Und im Rennen war es ja so, dass es für ihn schwieriger zu gewinnen war als auf der ganzen Strecke mit den Kriterien Mausefalle oder Steilhang. "Dadurch gab es viel mehr Sieganwärter als sonst."

Wie die Österreicher Romed Baumann, Klaus Kröll und Joachim Puchner, die in dieser Reihenfolge die Plätze zwei bis vier belegten. Den bisher letzten Heimsieg schaffte 2006 Michael Walchhofer, der sich in der vergangenen Saison zurückzog. Cuche, dessen Teamkollege Beat Feuz den Abfahrtsweltcup anführt, war also das einzige, wenn auch monumentale Hindernis, welches sich im dichten Schneetreiben gegen einen Dreifachsieg stellte.

"Das nervt, zum Glück ist es das letzte Mal, dass es hier passiert", meinte Kröll, und er sprach auch vom Vorteil, dass Leute wie Cuche von der Bühne abtreten. Doch der Steirer vergaß nicht, den Hut zu ziehen, und bekundete Hochachtung vor dem gelernten Fleischer. "Es ist schade, wenn Leute wie Michael Walchhofer und Didier Cuche gehen. Er hat den Sport geprägt, Geschichte geschrieben. Unglaublich, was er hier in Kitzbühel geleistet hat, das ist einfach sensationell. Er ist ein sehr fairer Sportsmann. Es ist immer eine schöne Challenge mit ihm."

Die Challenge haben Kröll und Kollegen bereits am kommenden Wochenende in Garmisch-Partenkirchen wieder. Dort wird am Samstag eine Abfahrt, am Sonntag ein Super-G gespielt (bez, DER STANDARD, Printausgabe, 23.1.2012)