Was sich die Arabische Liga davon verspricht, ihre Beobachtermission zu verlängern und dem Gemetzel in Syrien noch einen weiteren Monat zuzuschauen, ist klar: Zeit, Aufschub. Die Liga ist wieder einmal schwer gespalten und kann zu keiner echten Entscheidung kommen. Die Syrien-Falken Saudi-Arabien und Katar wollen die Gangart verschärfen, zu den Bremsern gehören die Revolutionsländer Tunesien und Ägypten.

Auf der einen Seite steht der Wunsch nach einer Stärkung des Mandats der Beobachter - wobei die Zustimmung Syriens und die praktische Umsetzung in den Sternen steht - sowie die Befassung des Uno-Sicherheitsrats, wie sich das die syrische Opposition wünscht. Die Tauben in der Liga setzen hingegen noch auf eine gütliche, von den Arabern intern ausgehandelte Lösung.

Tatsächlich ist vielleicht ausgerechnet die Entwicklung im Jemen, die von vielen Jemeniten als empörend empfunden wird, ein Lichtstreif am syrischen Horizont. Die Familie Assad wird nicht aufgeben, sie wird weitermachen, bis Syrien in Schutt und Asche liegt. Das Land ist dabei, in den Bürgerkrieg abzurutschen, wobei die Anti-Regime-Milizen keiner Kontrolle, auch nicht der der offiziellen syrischen Opposition, unterstehen. Die einzige Möglichkeit, den Irrsinn zu stoppen, ist ein ausgehandelter Abgang des Regimes à la Ali Abdullah Saleh. Gerecht? Nein, aber die Rettung Syriens sollte im Vordergrund stehen. (DER STANDARD, Printausgabe, 23.1.2012)